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Stempelriss auf der Vorderseite. - Bannicke (2005) 195 f.: Die Vermählung Philippine Charlottes, einer Schwester des späteren Königs Friedrich II. von Preußen, mit dem Thronfolger Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel ist am 1.7.1733, kurz nach der Hochzeit des preußischen Thronfolgers, in Berlin gefeiert worden. Dem Paar wurden 13 Kinder geboren. Karl pflegte bis zu seinem Tode den Briefwechsel mit seiner Schwester am preußischen Hof. Die Schrift im Abschnitt gibt wieder den Anlass an und die Umschrift „Doppelt hell“ bezieht sich auf das vereinte Paar. Es ist davon auszugehen, dass Kochs Vorderseite wie schon bei der vorigen Medaille ohne sein Zutun mit der Rückseite kombiniert worden ist. Das spricht wieder sehr für die sprichwörtliche Sparsamkeit des Königs. Möglicherweise spielten aber auch der Zeitdruck und die Zufriedenheit mit dem Porträt eine Rolle. Die Rückseite der zweiten Medaille ist mit „L.“ signiert, was auf Christian Friedrich Lüders hinweist, der Stempelschneider in Berlin war. Domanig bemerkt dazu: „Für die Hauptseiten der großen Stücke sind die von Großkurt in Dresden und Koch in Gotha zu Medaillen auf den Besuch des Königs Friedrich August im Jahre 1728 gearbeiteten Stempel benutzt.“ Eine Autorschaft Großkurts ist aber unwahrscheinlich. Auffällig ist noch, dass auch diese Medaille weder bei Lochner noch bei Köhler verzeichnet ist, was dafür spricht, dass der Stempel ohne Wissen Kochs genutzt wurde. Nach Menadier ist diese Medaille, wie auch die auf die Vermählung des Kronprinzen Friedrich, auf einen Befehl des Königs vom 27.4.1733 geprägt worden. Menadier bezieht sich auf eine Bericht des Geheimrats Kühtze, wonach nur Schaumünzen in Gold geprägt wurden, 12 im Wert zu 50 Dukaten, 20 zu 25 Dukaten und 50 zu 15 Dukaten. Ausgegeben sollen aber nur die 12 Stück zu 50 Dukaten, 18 zu 25 und 28 zu 15 Dukaten auf des Kronprinzen Hochzeit, von den Medaillen auf die Hochzeit der Prinzessin sind es nur 4 Stück gewesen. Die restlichen Medaillen sollen, gemeinsam mit denen auf den Besuch des polnischen Königs, für die neuen Parademedaillen 1735 eingeschmolzen worden sein.
Medaillen Brandenburg-Preußen 16.-20. Jh.
Bis zum ausgehenden 18. Jh. gedieh die Medaille in Brandenburg-Preußen im Rahmen der höfischen Repräsentation und wurde je nach Bedarf im eigenen Lande gefördert oder importiert. Die dynastische Verbindung mit den fränkischen Linien der Hohenzollern hat in der Renaissance erstrangige künstlerische Leistungen süddeutscher Meister hervorgebracht. Kostbar gefasste Kleinode sind eine Sonderform der Spätrenaissance um 1600. Die Ereignismedaille, allegorisch überhöht, wurde im Barock populär. 1690 erhielt Raimund Faltz die Berufung als Medailleur nach Berlin. Trotz königlichen Desinteresses haben im 18. Jh. international renommierte Medailleure in Berlin gewirkt, wie der Schweizer Hedlinger und dessen Schüler, der Schwede Georgi. Unter Friedrich Wilhelm III. begann Ende des 18. Jh. ein Aufschwung im Medaillenschaffen, der auch unter den nachfolgenden Königen anhielt. Abramson und die Medailleurfamilie Loos, der Österreicher Posch und der Schweizer Brandt waren mit der Königlichen Münze in Berlin verbunden, ebenso wie einheimische Medailleure um Fischer und Pfeuffer. Bei aller Wertschätzung seitens der Regenten wurde der bürgerliche Einfluss durch die enge Verbindung von Kunst, Handwerk und Gewerbe für die weitere künstlerische Entwicklung der Medaille bestimmend.
Medaillen Barock
Die Barockmedaille diente der fürstlichen Repräsentation. In mythologischen Szenen, mit Personifikationen und Allegorien wurden dynastische Themen von der Geburt bis zum Tod über Thronbesteigung, Huldigung, Vermählung, Bauleistungen, Kriege und Friedensschlüsse zu einer „Histoire métallique“ geformt. Frankreich war tonangebend. Durch die Zentralgewalt gefördert, konzentrierte sich das Medaillenschaffen in Paris um den königlichen Hof. In den kaiserlichen Residenzen Wien und Prag gedieh es besonders unter Rudolf II. (1576-1612). Träger der deutschen Barockmedaille waren die Landesfürsten, die dem französischen Vorbild mit glanzvoller Hofhaltung nachzueifern suchten. Wirtschaftlich prosperierende Städte nutzten das Medium ebenfalls. Eine bereits in der Spätrenaissance einsetzende Sonderform bilden kostbar gefasste Medaillenkleinode, die weltliche und geistliche Herrscher als besonderen Gunst- und Gnadenbeweis vergaben.