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Gußmedaille, oben gelocht. - Ein identisches Memento Mori findet sich auf der Medaille Börner (1997) Nr. 159; Pollard (2007) Nr. 163 mit dem Selbstbildnis des Giovanni Boldù. Diese Übereinstimmung ist ursächlich dafür, daß diese Medaille Giovanni Boldù zugeschrieben wurde, wenngleich der Stil des Porträts nicht Boldùs Art entspricht. Die Motive von Vs. und Rs. erscheinen auch als Dekoration der Fassade der Certosa in Pavia. Siehe Pollard (2007) 184. Die Kombination einer jugendlichen, trauernden Gestalt als Selbstbildnis Boldùs mit dem puttohaften, flammenhaltenden Genius ist eine Neuschöpfung der Renaissance, welche Elemente der antiken römischen Sepulkralikonographie wie den Genius neu interpretiert.
Medaillen der Renaissance
Die Kreation des Mediums Medaille ist eng mit dem diesseitsorientierten Wirken selbstbewusster Persönlichkeiten in der Renaissance verbunden. Sie entstand im 15. Jh. in Italien. Der als Frescomaler bekannte Antonio Pisano war ihr erster Meister. Er schuf seine zweiseitigen Medaillenreliefs seit den 1430er Jahren. Andere - zumeist Bildhauer oder Maler wie Pisano - folgten fast zeitgleich. Weiche Konturen und malerisch wirkende Übergänge zwischen Relief und Grund sind der vorzugsweise gegossenen Medaille eigen. Ein halbes Jahrhundert nach ihrer ersten Blüte in Oberitalien setzte sich diese Kunstform auch nördlich der Alpen durch. Sie ist das Werk von Holzschnitzern, Steinschneidern, Goldschmieden und Bildhauern, die sich besonders in Süddeutschland um Augsburg (Hans Schwarz) und Nürnberg (Matthes Gebel) auf die Medaille spezialisierten. Im Unterschied zu den italienischen Vorbildern fällt hier eine technisch subtile Detailtreue mit isoliert auf den Grund gesetzten Bildnissilhouetten auf.