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Mittelteil geprägt, Fassung gegossen. - Dieses Schmuckstück, dessen Bezeichnung in der Literatur vielfach variiert, bietet neben den Siegeldarstellungen das einzige zeitgenössische Bildnis König Heinrichs I., mit dem 919 die neue Dynastie der Liudolfinger (Ottonen) den deutschen Königsthron bestieg. Nach Alfred von Sallet (1898) kann es 'ein officielles, vom Kaiser als eine Art Orden verliehenes Ehrenzeichen sein' ähnlich den antiken Goldmedaillons. Das Stück ist 1887 zusammen mit weiteren Schmuckstücken (Fibeln) und zahlreichen Münzen in Klein-Roscharden in Oldenburg gefunden worden. In diesem Ort ist 1883 ein erster und 15 Meter entfernt 1887 ein zweiter Fund gemacht worden. Fund II enthielt dieses Heginric-Medaillon, das CX-Medaillon (Objektnummer 18217651) und zwei ähnliche gearbeitete Schmückstücke ohne Bildnisse sowie 694 Münzen mit Schlussdatum nach 996. Fund I enthielt ebenfalls mehrere Silberscheibenfibeln (ohne Bildnisse) sowie 73 nach 1002 schließende Münzen. Da beide Funde sehr ähnlich sind, kann man nicht ausschließen, dass es sich um ein einziges Depot handelt. Damit ergäbe sich theoretisch die Möglichkeit, das Heginric-Medaillon auch mit Heinrich II. (1002-1024) in Verbindung zu bringen, da Schatz I auch Münzen Heinrichs II. enthielt. Berghaus (1983) schließt daher eine Darstellung Heinrichs II. nicht aus.
Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters
Nach dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger ging die Königswürde durch die Wahl der Fürsten zunächst an Konrad I. (911-918), Herzog von Franken, nach dessen Tod an den sächsischen Herzog Heinrich I. (919-936) über. Mit Heinrich I. beginnt üblicherweise die Zählung der deutschen Könige. Heinrichs Sohn Otto I. (936-973) wurde 962 durch den Papst in Rom zum Kaiser gekrönt. Seither haben fast alle deutschen Könige des Mittelalters auch die Kaiserkrone getragen. Dazu war die Krönung durch den Papst in Rom erforderlich. Alle Könige wurden durch Wahl der Fürsten bestimmt, auch wenn meist der Sohn auf den Vater folgte (Geblütsrecht). Erst bei Aussterben einer Dynastie wurde das Wahlrecht der Fürsten voll wirksam. Seit 1356 (Goldene Bulle) ist die Königswahl Sache der sieben Kurfürsten des Reiches. Die bedeutendsten Königsdynastien waren die Ottonen (Liudolfinger, 919-1024), die Salier (1024-1125), die Staufer (1138-1250), die Luxemburger (1308-1313, 1346-1437) und die Habsburger (1273-1291 und von 1438 bis zur Auflösung des Reiches 1806).
Deutsches Reich - Heiliges Römisches Reich
Das Deutsche Reich ist aus dem 843 durch Teilung des Reiches Karls des Großen und Ludwigs des Frommen gebildeten ostfränkischen Reich entstanden, das im 10. Jahrhundert allmählich als Deutsches Reich (regnum Teutoniae) empfunden wurde. Dazu gehörten damals auch Luxemburg, Teile Belgiens und der Niederlande, der Schweiz und Frankreichs (Lothringen und Elsaß). Zum Deutschen Reich kamen durch Heirat und Erbschaft 960 Norditalien (regnum Italiae) und 1033 Burgund (Teile der Schweiz und Ostfrankreichs). Da die deutschen Könige auch römische Kaiser waren, ist das Reich seit dem 12. Jahrhundert als Römisches Reich verstanden worden, wobei zur Abgrenzung vom heidnischen Römerreich der Begriff Heilig (Sacrum imperium Romanum) hinzugesetzt wurde. Der volle Titel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kam erst im Spätmittelalter auf. Der deutsche König und Kaiser war das Haupt dieses Reiches, das im Westen und Süden weit über das Gebiet des heutigen Deutschland hinausreichte.