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Beitrag zur Edition und Ausstellung MUSE MACHT MONETEN. - Ein Künstler, von der Muse geküsst - das ist das Thema der Medaille, wider Erwarten, nicht. Denn obgleich sich die Muse auf der Vorderseite geradezu zärtlich dem Bildhauer zuwendet, ihn greifen will, zeigen ihre straff gezogenen Haare und ihre aufgelösten Konturen an, dass der Moment der Inspiration flüchtig ist und den Bildhauer schon wieder verlässt. Ein Kuss scheint unwahrscheinlich. So wird sie unbemerkt durch den Hai der Rückseite gleichsam aufgesogen, und ihr Haar verschwindet in seinem Maul. Doch hinter dem Hai steckt ein Mensch. Der Tierkopf ist offenbar eine Fassade, und zwar die Fassade der Macht. Damit erinnert er an den sprichwörtlichen Finanzhai. Man kann die Medaille jedoch auch auf eine zweite Art lesen: Der Mann, der sich den Haikopf überzieht, ist der Künstler selbst: Immer dann, wenn er wirtschaftliche Aspekte über seine Arbeit stellt oder nicht frei von Gedanken an Geld arbeitet, wendet sich die Muse von ihm ab und verlässt ihn. Damit begibt er sich in einen Teufelskreis, der durch das übergreifende Darstellungselement Haar der Medaille zum Tragen kommt. Der Künstler gräbt sich durch seine Habsucht gleichsam selbst das Wasser ab. Carsten Theumer bringt auf diese Weise seine Kritik am System zum Ausdruck: Künstler brauchen Freiheit, und zwar vor allem solche finanzieller Art. Mit Geldnöten im Hinterkopf ist jede künstlerische Inspiration fragil und vergänglich.