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Bilddateien sind lizenziert als Public Domain Mark 1.0. Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen, 18201821. Aufnahme durch Reinhard Saczewski.

Becker, Carl Wilhelm: Athen (Oberstempel)

Münzstand: Privatausgabe

Datierung: ca. 1810-1830

Land: Deutschland
Münzstätte:

Vorderseite: Gesamtansicht des Prägestempels.
Rückseite: A-Θ-E. Stempelbild in Aufsicht. In vertieftem Viereck (sog. quadratum incusum) die Eule mit gespreizten Flügeln von vorn.

Herstellung: graviert

Prägewerkzeuge, Eisen, 1207,00 g

Fälscher:
Carl Wilhelm Becker

Vorbesitzer:
Wolfgang Haney (09.01.1924 - 13.10.2017)

Literatur: M. Pinder, Die Beckerschen falschen Münzen (1843) Nr. 68; G. F. Hill, Becker the Counterfeiter (1955) Nr. 63; H. Voigtländer, Falschmünzer und Münzfälscher (1976) 95-102.

Prägestempel der Münzrückseite. Dm Stempelfläche gesamt 43 mm, Maße der Stempelfläche (quadratum incusum) 25x24 mm, Stempellänge gesamt ca. 100 mm, Gewicht 1207 g. - Diese Beckersche Fälschung imitiert eine Dekadrachme Athens, welche im Original nach 467 v. Chr. geprägt worden ist und zu den berühmtesten Prägungen der griechischen Antike zählt. Vgl. die Originalprägung in der Ausstellung Vitrine BM-101/02. - Carl Wilhelm Becker, vom Fürsten Carl zu Isenburg (reg. 1803-1820) zum Hofrat ernannt, ist 1771 in Speyer geboren worden. Als Kaufmann im Tuchhandel machte er Bankrott. Eine ihm verkaufte Fälschung einer Goldmünze des Commodus soll die Initialzündung für sein geheimes Handwerk gewesen sein. Er ließ sich an der Münzstätte in München zum Graveur und Stempelschneider ausbilden und war nun in der Lage, selbst Münzen zu fälschen. 1806 arbeitete er noch in Mannheim als Goldschmied. 1814 lernte er dann den Fürsten zu Isenburg kennen, der ihn zum Bibliothekar auf seinem Schloss in Offenbach ernannte. Als Kunsthändler und honoriger Bürger konnte er seine Fälschungen über Mittelsmänner absetzten. Zu Beckers Kunden gehörte auch der Geheimrat Goethe, der seine Sammlung durch Ankäufe bei Becker vervollständigte. Langsam erhärteten sich aber die Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit Beckers. Der Italiener Domenico Sestini gab eine Broschüre heraus, die seine Fälschungen offenbar machte. 1824 bekannte sich der Hofrat dann notgedrungen zu seinen Fabrikaten. Am 11. April 1830 starb Becker. Seine Witwe heiratete in zweiter Ehe Martin Seidenstricker, in dessen Besitz die Stempel kamen, deren Verkaufspreis Becker selbst auf 2264 Dukaten festgesetzt hatte. Seidenstricker verkaufte zuerst weitere Abschläge und dann die Stempel. Bis 1911 befanden sie sich im Museum in Saalburg und kamen dann an das Münzkabinett im Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) in Berlin. Weit über 600 Stempel hat Becker gefertigt. Es ist heute kaum zu erklären, wie er diese Arbeit hat allein bewältigen können. Man muss doch annehmen, dass er Mitwisser und -täter gehabt hat. Für die Ausprägung seiner Münzen soll er übrigens oft echte Stücke genutzt haben, die er einschmolz oder mit seinen gefertigten Stempeln umprägte. Erzählt wird, dass er die Münzen, um ihnen ein „echtes“ Aussehen zu verleihen, sie in einem Kasten mit Eisenfeilspänen an seiner Kutsche befestigte und auf der Chaussee zwischen Offenbach und Frankfurt spazieren fuhr. Becker selbst gab, als sein Fälschertum bekannt wurde, ein Verzeichnis mit 296 Münzen heraus, die er „zu seinem Vergnügen“ angefertigt haben wollte. Er verkaufte sie in Silber im Satz für 300 Dukaten. 1827 war ein Satz aller von Becker geprägten Münzen 72.000 Francs wert. Seinem Förderer, dem Grafen Isenburg, schnitt er 1818 Stempel zu einer Medaille als „Denkmahl der innigsten Verehrung von Carl Becker“.

Fotograf Vorderseite: Reinhard Saczewski
Fotograf Rückseite: Reinhard Saczewski

Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen
Accession 1995/68 Zugangsart Kauf

Zitierweise für dieses Objekt: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 18201821

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