https://ikmk.smb.museum/object?id=18206802


Bilddateien sind lizenziert als Public Domain Mark 1.0. Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen, 18206802. Aufnahme durch Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann).

Augustus

Münzstand: Antike Herrscherprägung, Münzherr: Gaius Iulius Caesar (Octavianus), seit 27 v. Chr. Augustus (23.09.63 v. - 19.08.14 n. Chr.)

Nominal: Aureus

Datierung: ca. 18-16 v. Chr.

Land: Spanien
Münzstätte: Colonia Patricia (Cordoba)? (Hispania)

Vorderseite: Kopf des Augustus nach r.
Rückseite: AVGVSTVS. Capricorn nach l., einen an einem Steuerruder befestigten Globus haltend. Darüber ein Füllhorn (cornucopiae).

Herstellung: geprägt

Münze, Gold, 7,82 g, 21 mm, 6 h

Dargestellte/r:
Gaius Iulius Caesar (Octavianus), seit 27 v. Chr. Augustus

Literatur: M. Pinder, Königliche Museen. Die antiken Münzen (1851) 143 Nr. 707 (dieses Stück); RIC I² Nr. 127; BNat I² Nr. 1265. 1269. - Zum Capricornus: B. Weisser, Der Capricornus des Augustus in Pergamon in: C. Alfaro Asins u.a. (Hrsg.), XIII. Congreso Internacional de Numismática Madrid 2003 (2005) 965-971 (mit weiterer Lit.).

Webportale:
http://numismatics.org/ocre/id/ric.1(2).aug.127

Im Herbst 45 v. Chr. hielt sich der achtzehnjährige Octavianus in Apollonia auf. Zusammen mit Agrippa besuchte er den Mathematiker und Astrologen Theogenes auf seinem Turm, so überliefert es der Historiker Sueton in seiner Augustus-Biographie (Augustus 8, 94). Beide ließen sich die Zukunft vorhersagen. Agrippa kam zuerst dran, und ihm wurden kaum glaubliche Dinge vorhergesagt. Octavianus hatte weniger Vertrauen in seine Sternzeichen und Bedenken, weniger glänzende Aussichten als Agrippa vorhergesagt zu bekommen. Sueton schreibt, er habe hartnäckig seine Geburtsstunde verschwiegen aus Furcht, für nicht so erfolgreich befunden zu werden wie Agrippa. Theogenes konnte ihm jedoch schließlich die Angaben entlocken und seine Reaktion wird Augustus vollständig beruhigt haben. Theogenes fiel vor ihm auf die Knie, womit die Rangfolge der Gefährten auch im Bereich der Wahrsagung in der von Octavianus gewünschten Weise wiederhergestellt war. Der Bericht der Episode endet mit einem numismatischen Hinweis: 'Später hatte Augustus ein solches Vertrauen in sein Schicksal, dass er sein Horoskop öffentlich bekanntgab und eine Silbermünze mit dem Zeichen des Capricornus, in dem er geboren ist, prägen ließ.' (Übersetzung A. Lambert, 1955). Sueton lebte zwischen 75 und 150 n. Chr. Er entstammte dem Ritterstand und war Sekretär (ab epistulis) des Kaisers Hadrian, dessen Nähe er suchte. Seine Biographien der römischen Herrscher von Iulius Caesar bis Domitianus sind keine Meisterwerke historischer Analyse, sondern schematisierte Aneinanderreihungen von einzelnen Aspekten in einem boulevardhaften Schreibstil. Bei aller Kritikwürdigkeit an dem Ergebnis seiner Arbeit ist jedoch zu berücksichtigen, dass ihm sehr viel mehr Quellen als den heutigen Historikern zur Verfügung standen, darunter wahrscheinlich auch die kaiserlichen Archive. Daher ist Suetons Äußerung ernst zu nehmen, dass Augustus zu einem späteren Zeitpunkt aktiv den Capricornus als sein persönliches und glücksverheißendes Sternzeichen propagiert habe. Ebenso bemerkenswert ist, dass es für Sueton selbstverständlich war, dass der Kaiser persönlich für die Einführung des Bildes auf den Silbermünzen und den Eingang in seine Herrschaftpropaganda sorgte. Für das Verständnis der Funktion des Capricornus spielt der Zeitpunkt eine Rolle, in dem er eingeführt wurde. Ebenso wichtig sind die Zusammenhänge, in denen der Capricorn erscheint. Mir sind keine Zeugnisse vor 28 v. Chr. bekannt. In der Reichsprägung erscheint er erstmals als Beizeichen auf Aurei und Denaren der Aegypto Capta-Serie der Jahre 28 und 27 v. Chr., die durch das 6. und 7. Consulat des Augustus datiert ist. Hier erscheint der Capricorn als Attribut des Octavianus unter seiner Büste. Die Münzserie ist ein Schlüssel für das Verständnis des Capricornus, denn die Siege in Actium 31 v. Chr. und in Ägypten 30 v. Chr. waren der Beginn der Alleinherrschaft des Octavianus. Ein Grund für die Propagierung des Capricorns könnte im Aussehen des 'Ziegenfisches' als Mischwesen aus einem Meerestier und einem Landtier bestanden haben. Siege zu Lande und zu Wasser konnten sich schlüssig mit dem Capricornus verbinden lassen, wie es dann auch mit Ägypten geschah. Diese Botschaft wurde begriffen. In den Astronomica von Manilius, der dieses Gedicht zur Zeit des Tiberius verfasste, wurde der 'Ziegenfisch' mit Herrschaft über Land und Meer verbunden (Manil 4,791-796): 'Tu, Capricorne, regis, quicquid sub sole cadente / est positum gelidamque Helicen quod tangit ab illo / Hispanas gentes et quot fert Gallia dives, / teque feris dignam tantum, Germania, matrem / asserit ambiguum sidus terraeque marisque / aestibus assiduis pontum terrasque tenentem.'

Fotograf Vorderseite: Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann)
Fotograf Rückseite: Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann)

Münzpatenschaft: Klaus Wasmuth

Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen
Accession Alter Bestand (vor 1700) Zugangsart Zugang ungeklärt

Zitierweise für dieses Objekt: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 18206802

Permalink: https://ikmk.smb.museum/object?id=18206802