https://ikmk.smb.museum/object?id=18207342

   

Bilddateien sind lizenziert als Public Domain Mark 1.0. Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen, 18207342. Aufnahme durch Reinhard Saczewski.

Becker, Carl Wilhelm: Athen (Unterstempel)

Münzstand: Privatausgabe

Datierung: ca. 1810-1830

Land: Deutschland
Münzstätte:

Vorderseite: Athenakopf nach rechts. Die Göttin trägt Ohrschmuck und einen attischen Helm, der mit drei Olivenblättern geschmückt ist. Das Bild ist im Stempel vertieft und deshalb seitenverkehrt wiedergegeben.
Rückseite: Gesamtansicht des Stempels.

Herstellung: graviert

Prägewerkzeuge, Eisen, 506,00 g

Stempelschneider:
Carl Wilhelm Becker
Fälscher:
Carl Wilhelm Becker

Vorbesitzer:
Elise Becker (18.02.1826 - 03.02.1912) bis 1910

Literatur: F. G. Hill, Becker the Counterfeiter (1955) Nr. 63; M. Pinder, Die Beckerschen falschen Münzen (1843) Nr. 68; A. von Steinbüchel, Die Becker'schen falschen Münzstämpel in ausführlichen Verzeichnissen (1836); H. Voigtländer, Falschmünzer und Münzfälscher (1976) 95-102.

Provenienz: Dauerleihgabe des Römerkastells Saalburg im Jahre 1911.

Dm der Stempelfläche 35,4 mm, Dm des Stempels 50,5 mm, h 34,8 mm. - Carl Wilhelm Becker, vom Fürsten Carl zu Isenburg (reg. 1803-1820) zum Hofrat ernannt, ist 1771 in Speyer geboren worden. Als Kaufmann im Tuchhandel machte er Bankrott. Eine ihm verkaufte Fälschung einer Goldmünze des Commodus soll die Initialzündung für sein geheimes Handwerk gewesen sein. Er ließ sich an der Münzstätte in München zum Graveur und Stempelschneider ausbilden und war nun in der Lage, selbst Münzen zu fälschen. 1806 arbeitete er noch in Mannheim als Goldschmied. 1814 lernte er dann den Fürsten zu Isenburg kennen, der ihn zum Bibliothekar auf seinem Schloss in Offenbach ernannte. Als Kunsthändler und honoriger Bürger konnte er seine Fälschungen über Mittelsmänner absetzten. Zu Beckers Kunden gehörte auch der Geheimrat Goethe, der seine Sammlung durch Ankäufe bei Becker vervollständigte. Langsam erhärteten sich aber die Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit Beckers. Der Italiener Domenico Sestini gab eine Broschüre heraus, die seine Fälschungen offenbar machte. 1824 bekannte sich der Hofrat dann notgedrungen zu seinen Fabrikaten. Am 11. April 1830 starb Becker. Seine Witwe heiratete in zweiter Ehe Martin Seidenstricker, in dessen Besitz die Stempel kamen, deren Verkaufspreis Becker selbst auf 2264 Dukaten festgesetzt hatte. Seidenstricker verkaufte zuerst weitere Abschläge und dann die Stempel. Bis 1911 befanden sie sich im Museum in Saalburg und kamen dann an das Münzkabinett im Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) in Berlin. Weit über 600 Stempel hat Becker gefertigt. Es ist heute kaum zu erklären, wie er diese Arbeit hat allein bewältigen können. Man muss doch annehmen, dass er Mitwisser und -täter gehabt hat. Für die Ausprägung seiner Münzen soll er übrigens oft echte Stücke genutzt haben, die er einschmolz oder mit seinen gefertigten Stempeln umprägte. Erzählt wird, dass er die Münzen, um ihnen ein „echtes“ Aussehen zu verleihen, in einem Kasten mit Eisenfeilspänen an seiner Kutsche befestigte und auf der Chaussee zwischen Offenbach und Frankfurt spazieren fuhr. Becker selbst gab, als sein Fälschertum bekannt wurde, ein Verzeichnis mit 296 Münzen heraus, die er „zu seinem Vergnügen“ angefertigt haben wollte. Er verkaufte sie in Silber im Satz für 300 Dukaten. 1827 war ein Satz aller von Becker geprägten Münzen 72.000 Francs wert. Seinem Förderer, dem Grafen Isenburg, schnitt er 1818 Stempel zu einer Medaille als „Denkmahl der innigsten Verehrung von Carl Becker“.

Fotograf Vorderseite: Reinhard Saczewski
Fotograf Rückseite: Reinhard Saczewski

Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen
Accession 1911/191 Zugangsart Überweisung

Zitierweise für dieses Objekt: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 18207342

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