https://ikmk.smb.museum/object?id=18216483


Bilddateien sind lizenziert als Public Domain Mark 1.0. Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen, 18216483. Aufnahme durch Dirk Sonnenwald.

Tenedos

Münzstand: Stadt

Nominal: Tetradrachme

Datierung: ca. 360-340 v. Chr.

Land: Türkei
Münzstätte: Tenedos (Inseln der Troas)

Vorderseite: Doppelkopf aus weiblichem Kopf mit Haarband und Ohrring nach r. und bärtigem männlichem Kopf mit Lorbeerkranz nach l.
Rückseite: TENE-ΔΙ-ΟΝ. Aufrecht stehende Doppelaxt, im l. F. eine Weintraube, im r. F. eine Leier (lyra). Das Ganze in leicht vertieftem quadratum incusum.

Herstellung: geprägt

Münze, Silber, 14,60 g, 26 mm, 12 h


Vorbesitzer:
Friedrich Imhoof-Blumer (11.05.1838 - 26.04.1920) von 1895 bis 1900

Literatur: E. Specht, Die Münzprägung von Tenedos (Dissertation Wien 1968) 18 Nr. 44,1 (dieses Stück). Vgl. SNG Kopenhagen Nr. 513 (Vs. Köpfe vertauscht); K. Regling, Die antike Münze als Kunstwerk (1924) Nr. 429 Taf. 19 (Rs. Beizeichen Zikade); C. M. Kraay - M. Hirmer, Greek Coins (1966) 368 Nr. 697 Taf. 197 (Rs. Beizeichen Zikade, um 375 v. Chr.). Vgl. zum Motiv M. Rocchi, Monete di Tenedos: la doppia ascia di Tennes e dei granchi dell'isola, in: B. Laum, Origine della moneta e teoria del sacrificio. Atti del incontro di studio 1995. Istituto Italiano di Numismatica (1997) 93-110; E. Specht, Tenedos und Tennes. Zur frühen Geschichte der Insel, Hyperboreus 7, 2001, 33-36.

Tenedos leitet seinen Namen von Tenes her, der in der Stadt göttliche Verehrung genoß (Cicero, De natura deorum 3, 15, 39). Der Doppelkopf auf der Vorderseite könnte Tenes und seine Schwester Hemithea darstellen. Es könnte sich aber auch um Zeus und seine Gattin Hera handeln, da der männliche Kopf bärtig und lorbeerbekränzt ist, und der weibliche eine Stephane im Haar trägt. Für das Bild der Doppelaxt auf der Rückseite gab es schon in der Antike mehrere Erklärungen. Pausanias 10, 14, 2 berichtet, daß Tenes sich mit seinem Vater zerstritten hatte. Als dieser mit seinem Schiff bei Tenedos vor Anker lag, um sich mit dem Sohn zu versöhnen, hat Tenes die Taue mit einer Doppelaxt durchschlagen, um die Versöhnung zu verhindern. Aristoteles (etwa nach dem Kommentar von Stephanos von Byzanz, s.v. Tenedos) bringt die Axt mit dem Gesetz eines Königs von Tenedos in Verbindung, welches Ehebruch mit dem Tod bestrafte und einen Sohn des Königs traf. In späteren antiken Kommentaren wie von Stephanos von Byzanz wird diese sekundär überlieferte Textstelle direkt mit diesem Münztyp in Verbindung gebracht. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß die Doppelaxt ein Symbol des Dionysos Pelekys ist und auf vorgriechische Zeit zurückgeht.

Fotograf Vorderseite: Dirk Sonnenwald
Fotograf Rückseite: Dirk Sonnenwald

Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen
Accession 1900 Imhoof-Blumer Zugangsart Kauf

Zitierweise für dieses Objekt: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 18216483

Permalink: https://ikmk.smb.museum/object?id=18216483