Aus urheberrechtlichen Gründen ist dem Münzkabinett die Ausgabe der Bildansichten leider nicht erlaubt. Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen, 18252106. Aufnahme durch Reinhard Saczewski. Medailleur/in: Roland Nicolaus.

Nicolaus, Roland: Schatten der Vergangenheit I, 1993

Vorderseite: Auf geätztem Grund das matte Porträt von Christa Wolf, nach links hin zerfließend.
Rückseite: Ob Huren / oder Dichter / aus Kunden / werden / Richter [gravierte Handschrift]. Links ein Automat in Gestalt eines Menschenkopfes, der mechanisch das Porträt Stalins zeichnet. Unten gdie ravierte Signatur R. Nicolaus 1990.

Herstellung: graviert


Sekundäre Merkmale: vergoldet

Medaille, Zink, 86,59 g, 95 mm
Datierung: 1993

Medailleur/in:
Roland Nicolaus
Dargestellte/r:
Christa Wolf
Josef Wissarionowitsch Stalin

Literatur: W. Steguweit, Berliner Medailleure. Erste Edition KunstGeld 1993, Tempelhofer Münzenhaus Heinz Senger, Auktion 63, 1993, 4-10. 5 Nr. 6001 (dieses Stück); W. Steguweit, KunstGeld 1993 - Edition Berliner Medailleure, Geldgeschichtliche Nachrichten 156, 1993, 188-189. 188 Abb. 1 (dieses Stück); L. Kovásznai Viktória (Hrsg.), Congress and International Exhibition of Medals. Hungarian National Gallery. Budapest (1994). FIDEM XXIV 208 Nr. 55 (nur Vs. abgebildet); W. Steguweit, Die Kunstmedaille in Deutschland, 1991-1993 (1994) 44 Nr. 3 mit Abb. (dieses Stück); W. Steguweit, Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart (1995) 170 Abb. 252. 192 Nr. 413 (dieses Stück); M. Scharloo (Hrsg.), XXVI FIDEM Modern Art Medals (1998) 26. 131 Nr. 46 mit Abb. (dieses Stück).

Den Spruch 'Ob Huren oder Dichter, aus Kunden werden Richter' ordnet Roland Nicolaus sowohl einer Medaille mit der kritischen Schriftstellerin Christa Wolf als auch einer Medaille mit dem Dramatiker Heiner Müller zu. Das gemeinsame Thema von Nicolaus' Werken ist Künstler- und Marktkritik. Das schwungvolle Porträt Stalins wird nicht von einem Menschen ausgeführt, sondern von einer seelenlosen Maschine. Sie symbolisiert den Künstler: Dreht er am Hebel, fangen die Augen des Künstlers an zu leuchten, bewegt sich der Kiefer zur Rede, beginnt die Hand zu malen. Somit wird der Künstler als vom Markt fremdgesteuert charakterisiert. Würde er etwa aus eigenem Antrieb und mit voller Überzeugung ein Diktatorenporträt malen? Eher nicht: Voraussetzung ist die Aufgabe von Selbstachtung, Verstand und Kritik. Beide erwähnten Medaillen gehören zur Edition ‚KunstGeld 1993‘, die sich auf verschiedenste Weise mit dem Spannungsfeld von Kunst und Geld auseinandersetzt. Die Edition wurde unter der Schirmherrschaft des Berliner Münzkabinetts, vertreten durch Wolfgang Steguweit, durch den Berliner Medailleurskreis entwickelt. Sie umfasste 21 Arbeiten von zehn Berliner Bildhauern, Grafikern und Medailleuren. Alle Werke waren auf eine Menge von 10 Stück limitiert und wurden zu Festpreisen durch das Tempelhofer Münzenhaus Heinz Senger vertrieben. Allein die eingereichten Arbeiten von Nicolaus bilden eine Ausnahme: Sie sind jeweils Unika. Die Künstlergruppe bestand aus Axel Bertram, Horst Engelhardt, Wilfried Fitzenreiter, Florian Flierl, Evelyn Hartnick, Heinz Hoyer, August Jäkel, Roland Nicolaus, Anna Franziska Schwarzbach und Heidi Wagner-Kerkhof. Im Folgejahr wurde die Edition unter dem Titel ‚KunstGeld 1994. Balance halten - Dialog‘ mit teilweise anderen Teilnehmern weitergeführt. Das vorliegende Stück besteht aus einer gravierten und geätzten vergoldeten Zinkplatte. Es gehörte zur FIDEM-Auswahl Budapest 1994.

Fotograf Vorderseite: Reinhard Saczewski
Fotograf Rückseite: Reinhard Saczewski

Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen
Accession 1994/180 Zugangsart Schenkung

Zitierweise für dieses Objekt: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 18252106

Permalink: https://ikmk.smb.museum/object?id=18252106