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Bilddateien sind lizenziert als Public Domain Mark 1.0. Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen, 18315924. Aufnahme durch Bernhard Weisser.

Alexandria: Antoninus Pius

Münzstand: Antike Herrscherprägung, Münzherr: Antoninus Pius (86-161 n. Chr.)

Nominal: Tetradrachme

Datierung: 142-143 n. Chr.

Land: Ägypten
Münzstätte: Alexandria

Vorderseite: ΑΝΤWΝΙΝΟϹ - ϹΕΒ ΕΥϹΕΒ. Kopf des Antoninus Pius mit Lorbeerkranz nach l.
Rückseite: AI-WN. Phönix mit Nimbus steht nach r. Beiderseits L - ς (Jahr 6).

Herstellung: geprägt

Münze, Billon, 13,53 g, 24 mm, 12 h

Dargestellte/r:
Antoninus Pius

Vorbesitzer:
Hesse bis 1869

Literatur: RPC IV-4 Nr. 609,3 (dieses Stück); G. Dattari, Numi Augg. Alexandrini I (Nachdruck 1969) Nr. 2433; A. Geissen, Katalog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln III (1982) 234 Nr. 1426.

Webportale:
https://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/4.4/609/3

Die Darstellungsweise des Phönix der Münze ähnelt stark der Prägung für den Divus Traianus unter Hadrian (RIC II, Part 3 (second edition) Hadrian 2454-2455) und folgt zugleich der ägyptischen Tradition: Er besitzt die Gestalt eines Schreitvogels (Reihers) mit langen Beinen, einem langen Hals und zwei Federn am Hinterkopf. Die Ägypter stellten den Phönix jedoch ohne einen Nimbus dar. Der Nimbus an sich ist ab dem 9. Jh. v. Chr. auf neubabylonischen Rollsiegeln nachgewiesen und umgibt dort Götter, Dämonen, Gebäude und Kultobjekte und wird als furchterregend und mächtig beschrieben. In der griechischen Welt ist der Nimbus in Form eines Strahlenkranzes zunächst Helios vorbehalten. In ptolemäischer Zeit erscheint er bereits beim Phönix und Chnum. Ab der Kaiserzeit wird er auf alle göttlichen/heroischen Wesen als Zeichen von göttlicher Macht und Autorität sowie einer leuchtenden und glänzenden Erscheinung übertragen. Allerdings ist der goldene bzw. gelbe und mit Strahlen besetzte Nimbus solaren und astralen Gottheiten vorbehalten. Eine ältere Serie (RPC IV-4 Nr. 29-34) dieser Münze besitzt neben AI-ΩN die Jahresangabe „B“ (Jahr 2). In diesem Jahr (138/139 n. Chr.) begann eine neue Sothisperiode, wie Censorinus berichtet (Cens. 21, 10). Der gleichzeitige Aufgang des Sterns Sirius (=Sothis) mit der Sonne war für die Ägypter das Zeichen für die beginnende Nilschwemme. Da der ägyptische Kalender kein Schaltjahr kannte, liefen kalendarischer Neujahrstag und Aufgang des Sirius zunehmend auseinander. Das erneute Zusammentreffen beider bildete den Abschluss einer Sothisperiode und wurde besonders gefeiert. So lässt sich das Wort AIΩN, das übersetzt eine lange Zeit, ein Zeitalter oder eine Lebenszeit bedeutet, direkt auf die neue Sothisperiode beziehen, die in jenem Jahr anbrach. Der Phoenix wiederum verkörpert das neue Zeitalter symbolisch und steht zugleich für ewigen Fortbestand und Erneuerung (sicherlich auch im Sinne eines neuen guten Zeitalters unter der Herrschaft des Antoninus Pius). Eine Verbindung der Sothisperiode und Phönix ist erst aus dieser Zeit bekannt ist. Unser Stück trägt die Jahresangabe Ϛ (Jahr 6). Ulrich Luft (Studien zur Altägyptischen Kultur 16, 1989, 217-233) führt hierzu an, dass sich der heliakische Aufgang des Sirius alle vier Jahre um einen Tag verschiebt. Möglicherweise war dies der Anlass, vier Jahre später noch einmal an das Ereignis zu erinnern. Vor Hadrian sind Darstellungen des Phönix nicht bekannt. Nach Antoninus Pius wird das Münzbild erst wieder unter Constans und Constantius II. im 4. Jh. verwendet.

Fotograf Vorderseite: Bernhard Weisser
Fotograf Rückseite: Bernhard Weisser

Berlin, Münzkabinett der Staatlichen Museen
Accession 1869/28884 Zugangsjahr 1869 Zugangsart Kauf

Zitierweise für dieses Objekt: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 18315924

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