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Vöge hatte das Modell noch mit Fragezeichen als Selbstbildnis angesehen, Bernhart hat es bereits weggelassen. Theuerkauff nahm das Modell ebenfalls als Selbstbildnis für Faltz in Anspruch und hat es gewürdigt: „Im Vergleich zu dem frühen Wachs von 1686 möchte man dieses schriftlose Wachsbildnis nach dem Lebensalter - etwa 30/35 Jahre - und dem modischen Halstuch der „Steenkerke“ um 1690 datieren. Das rosafarbene Wachs, auf Schiefer modelliert, mit geschwärzten Augensternen, ist „RF“ am Arm signiert. Die kurzen Haare, der ganz direkte Blick, der knappe, unkonventionell konturierte Brustabschnitt mit lässiger Drapierung wirken modern … Es ist ein höchst kritisch-selbstbewußtes Individuum, in dessen ernstem Blick man - noch - kaum etwas von belastender Krankheit ahnt.“ Folgende Beobachtungen sprechen gegen ein Selbstporträt: Auf sämtlichen dieser Bildnisse – vom frühesten 1685 bis zum letzten 1701, ein Jahr vor seinem Tode – hat sich Faltz mit langen Locken (Allongeperücke) dargestellt. Der Blick auf ihnen ist weich und versonnen nach innen gekehrt. Auf diesem Modell nun blickt den Betrachter ein junger Mann mit kurzen Locken an, sehr dynamisch, eher keck und herausfordernd, mit getönten Pupillen. Kein anderes Porträt von Faltz weist eine solche Frisur auf. Ohne Zweifel assoziiert die bei Faltz seltene, sonst nur bei den Selbstdarstellungen vorkommende Dreiviertelansicht eine enge Beziehung zwischen Künstler und „Modell“. Eine solche persönliche Verbindung hat zumindest seit der Berliner Zeit zu Friedrich Eberhard Marl (1682-1743) bestanden, dessen Lehrmeister er nicht nur war, sondern den der ledige Künstler offenbar als seinen „Ziehsohn“ betrachtete. Um dessen weitere Entwicklung sorgte sich Faltz noch auf dem Sterbebett. Während er dem König testamentarisch seine „offizielle“ Kunst vermachte, setzte er Marl zum Erben seiner persönlichen Hinterlassenschaften ein. Marl war zum Zeitpunkt von Faltz Ableben 21 Jahre alt. Das Modell könnte als eine der letzten Arbeiten um 1700/02 entstanden sein [Steguweit (2004) 156].
Medaillenmodelle des 17. Jh. aus Wachs
Im Unterschied zur Renaissance ist Wachs das bevorzugte Modellmaterial im Barock. Ein Virtuose darin war Raimund Faltz (1658-1703). Er modellierte mit gebleichtem oder leicht rosa gefärbtem Bienenwachs auf Schieferplatten oder geschwärzten Glasscheiben und erzielte durch unterschiedlich starken Wachsauftrag eine fein abgestufte Plastizität mit transparenten Effekten. Die Wachse lieferten die originalgetreue Vorlage für eine positive Umsetzung des Reliefs in den Eisenstempel. Dies war eine neuartige, der Glyptik verwandte skulpturale Auffassung im Unterschied zur üblichen Münzgravur. Der Einsatz des Balanciers ermöglichte eine differenzierte Absenkung der Patrize in den Stempel. Als Prägemedailleur erfuhr Faltz die künstlerische Vollendung in Berlin. Mit Testament setzte er kurz vor seinem Tode König Friedrich I. als Erben der Modelle und Medaillenprägungen ein und sicherte damit den Erhalt seines Werkes.