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Die Völkerwanderung
Als Völkerwanderung wird der Zeitraum vom späten 4. bis etwa zum Ende des 7. Jahrhunderts bezeichnet. Diese Zeit ist gekennzeichnet durch den Untergang des Weströmischen Reiches (476) und Staatsgründungen verschiedener germanischer Völker auf dem Boden des einstigen Römischen Reiches (Vandalen, Goten, Langobarden, Burgunder, Franken). Die neuen Herren übernahmen zunächst, soweit sie überhaupt Münzen prägten, die römischen Vorbilder. Diese sog. pseudoimperialen Münzen in Gold (Solidi und Trienten) und Silber (Siliquen) sind bisweilen nur an kleinen Äußerlichkeiten, bestimmten Zeichen oder einem abweichende Stil, bisweilen aber auch durch eine starke Barbarisierung von den römischen Kaisermünzen zu unterscheiden. Ende des 5., Anfang des 6. Jahrhunderts traten dann Vandalen, Ostgoten und Burgunder mit eigenen, den jeweiligen Herrscher nennenden Münzen hervor. Im Laufe des 6. Jahrhunderts kamen die Westgoten und Franken hinzu. Münzwerte und Münzsystem blieben dem spätantiken und oströmischen Münzwesen angepasst.
Die Westgoten
Die Westgoten siedelten als römische Föderaten seit 417 in Gallien. Nach der Zerstörung ihres Reiches um Toulouse (Tolosanisches Reich) durch die Franken 507, gründeten sie jenseits der Pyrenäen ein zweites, das sog. Toledanische Reich (nach der Hauptstadt Toledo), das 711 durch die Araber erobert wurde. Die Münzprägung der Westgoten umfaßt pseudo-imperialer Prägungen von etwa 417 bis 580 (Solidi und Trienten) sowie anschließend autonome Prägungen mit Königsnamen von etwa 580 bis 711/14 (nur Trienten) im charakteristischen „westgotischen“ Münzstil. Sämtliche westgotischen Könige von 580 bis zur arabischen Eroberung 711 sowie über 80 verschiedene Münzstätten sind auf Münzen nachgewiesen.