Weitere Informationen
Die Darstellung auf der Vorderseite wurde oft als der Kopf der Dynamis oder der der Livia, der Ehefrau des Augustus, gedeutet. Es gibt eigentlich keinen direkten Bezug zu diesen Frauen. Da der Frauenkopf der zeitgleichen Münzen von Caesaria einen Kalathos trägt, ist eher anzunehmen, daß hier die Aphrodite Apartura aus der Kultstätte in der Nähe von Phanagoria abgebildet ist (RPC I 334). Frolova-Ireland (2002) datieren die Münzen auf 17-12 v. Chr., also bis zum Tod von Agrippa. Im RPC I wird so argumentiert, daß der Name auf der Münze sich an den Städtenamen orientiert und, da die Stadt über 12 v. Chr. hinaus so hieß, die Prägung auch später sein kann. Der Beginn wird frühestens auf die Zeit der Präsenz des Agrippa in dieser Gegend, 15-14 v. Chr., gesetzt. - „... Erneut war es Dynamis, die bis zur Machtergreifung ihres Sohnes Aspurgos im Jahre 10 n. Chr. Das politische Geschick am Bosporus bestimmte. Offenbar auf ihr Betreiben hin erfolgte die durch numismatische und epigraphische Zeugnisse belegte, kurzfristige Umbenennung der beiden größten Städte des Bosporus - Pantikapaion und Phanagoreia - in Caesaria und Agrippia. Dadurch wollte sie vermutlich Kaiser Augustus und seinem Kampfgefährten Agrippa, der bei der Ordnung der bosporanischen Angelegenheiten während der Scribonius-Affäre eine große Rolle gespielt hatte, ihren Dank abstatten.“ [A. Podossinov in: J. Fornasier, Das Bosporanische Reich (2002) 31-32].
Griechische Münzen in der Römischen Kaiserzeit
Als der Adoptivsohn Caesars, genannt Octavianus, im Jahre 27 v. Chr. zum Augustus erhoben wurde, merkten die griechischen Bewohner des Römischen Reiches, dass die Bürgerkriege der späten Republik vorbei waren. Das neue System des Prinzipates versprach Frieden und eindeutige Ansprechpartner in Rom, die die städtischen Honoratioren in das Herrschaftssystem einbanden. Die Städte begannen wieder zu prosperieren. Die nun hergestellten städtischen Münzen bestanden überwiegend aus Bronze. Sie sind Zeugnisse des Selbstverständnisses der Städte und deren Verhältnis zum römischen Kaiserhaus. Die Vorderseiten trugen nun anstatt von Götterbildern überwiegend die Porträts von Angehörigen des Kaiserhauses. Auch die Rückseiten konnten in Bezug auf Rom gestaltet sein. Einen größeren Umfang nahmen hier jedoch Bilder in unmittelbarem Bezug auf die Stadt selbst ein. Am häufigsten waren Darstellungen der städtischen Gottheiten, ihrer Begleiter und Attribute. Die Münzen sangen ein Städtelob mit Strophen auf das ehrwürdige Alter und die Zugehörigkeit zur griechischen Koiné. Sie zeigen die lokalen Heroen und Mythen. Der Schmuck der Stadt mit Architektur und berühmten Skulpturen ist auf den Münzen zu sehen. Homer, Herodot und andere Vorfahren (‚viri illustres’) trugen zum Ruhm der Stadt bei. Mit Stolz präsentiert man die Festspiele und die Ehrentitel der Stadt, um die man mit anderen Städten konkurrierte. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, so dass es zunehmend unattraktiv wurde, eigenes Geld zu produzieren. In der Regierungszeit des Tacitus (275/276 n. Chr.) gaben auch die letzten Prägeorte die Herstellung städtischen Geldes auf. In Alexandria dagegen endet die reguläre Münzprägung 295/296 bzw. mit dem Usurpator Domitius Domitianus 297/298 n. Chr.