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Einseitig ausgeformt und gebrannt aus Biskuitporzellan.
Berliner Persönlichkeiten zu Beginn des 20. Jh.
Berlin zog in der Wilhelminischen Epoche neben München die meisten Bildhauer im Reich mit repräsentativen Porträtaufträgen an. Die schon um die Jahrhundertwende einsetzende und in der Weimarer Republik sich weiter entfaltende Kraft der zunehmend bildhauermäßig empfundenen Medaille lässt sich gut an Bildnisdarstellungen ablesen. Adolf von Hildebrand porträtierte neben dem Kaiser auch den Museumsmann Wilhelm von Bode. Der größte Mäzen der Berliner Museen, James Simon, der Althistoriker Theodor Mommsen, der Maler und spätere Akademiepräsident Max Liebermann sind nur einige Namen, die für die geistige Elite der bürgerlich dominierten Medaille stehen. In der Weimarer Republik ist es der namhafte Berliner Bildhauer Georg Kolbe, dessen gegossene Bildnismedaillen eine herausragende künstlerische Qualität besitzen.
Medailleure L. Gies und H. Broër
Die deutsche Medaille des 20. Jh. ist von Höhen und Tiefen durch die Indienstnahme seitens der Politik und die Verflachung durch den Kommerz gekennzeichnet und gefährdet. Zwei ungleiche, durch ihr Schaffen verbundene Bildhauermedailleure haben zur künstlerischen Bewahrung wie zur Erneuerung der Medaille beigetragen. Ludwig Gies (1887-1966) wirkte zwischen den Kriegen in Berlin und nach 1945 in Köln schulbildend. Besonders seine frühen Arbeiten aus der Zeit des ersten Weltkriegs sind eindrucksvolle Zeugnisse für Humanität und Pazifismus, geformt in einem für ihn charakteristischen Flachreliefstil. Hilde Broër (1904-1987) war in den frühen 1930er Jahren Meisterschülerin von Ludwig Gies. Formal hat sie in ihrem späteren Werk durch stärkere Synthese von Grund und Relief mit abstrahierenden Tendenzen den konventionellen Medaillenstil zu überwinden gesucht.