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Eines von drei dem Kaiser vorgelegten Entwurfsmodellen zur Vorderseite der Kolonialdenkmünze. Vom Kaiser mit Bleistift eigenhändig korrigierte Fassung.
Medaillen Brandenburg-Preußen 16.-20. Jh.
Bis zum ausgehenden 18. Jh. gedieh die Medaille in Brandenburg-Preußen im Rahmen der höfischen Repräsentation und wurde je nach Bedarf im eigenen Lande gefördert oder importiert. Die dynastische Verbindung mit den fränkischen Linien der Hohenzollern hat in der Renaissance erstrangige künstlerische Leistungen süddeutscher Meister hervorgebracht. Kostbar gefasste Kleinode sind eine Sonderform der Spätrenaissance um 1600. Die Ereignismedaille, allegorisch überhöht, wurde im Barock populär. 1690 erhielt Raimund Faltz die Berufung als Medailleur nach Berlin. Trotz königlichen Desinteresses haben im 18. Jh. international renommierte Medailleure in Berlin gewirkt, wie der Schweizer Hedlinger und dessen Schüler, der Schwede Georgi. Unter Friedrich Wilhelm III. begann Ende des 18. Jh. ein Aufschwung im Medaillenschaffen, der auch unter den nachfolgenden Königen anhielt. Abramson und die Medailleurfamilie Loos, der Österreicher Posch und der Schweizer Brandt waren mit der Königlichen Münze in Berlin verbunden, ebenso wie einheimische Medailleure um Fischer und Pfeuffer. Bei aller Wertschätzung seitens der Regenten wurde der bürgerliche Einfluss durch die enge Verbindung von Kunst, Handwerk und Gewerbe für die weitere künstlerische Entwicklung der Medaille bestimmend.
Vom Modell zur Münze. Münztechnik ab dem 19. Jh.
Etwa seit Mitte des 19. Jh. ist vor der Stempelherstellung vom Medailleur meist nach einer Zeichnung ein Wachsmodell gefertigt worden. Dieses wiederum diente als Vorlage für ein Gipsmodell, von dem ein Eisenguss hergestellt wurde, dessen Bild per Reliefkopiermaschine abgetastet und in den Stempelstahl geschnitten wurde. Über mehrere Herstellungsstufen ist dann der tatsächliche Prägestempel abgesenkt worden. Schlosser stellten die Stempelkörper her und senkten Patrizen zu fertigen Stempeln ab. Zum Einsenken der Patrizen, aber auch zum Prägen großer Münzen nutzte man Spindelpressen.
Jugendstil
Um 1900 wurde die Medaille von einer inhaltlichen und formalen Erstarrung befreit, die sie im Laufe des 19. Jh. in ihren künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt hatte. Prägeeffekte mit einem matt glänzenden Relief auf „polierter Platte“ hatten die Vorstellung von einem anscheinend „ewigen“ Medaillenstil verfestigt. Art Nouveau, Sezession und Jugendstil sind Bezeichnungen für neues Fühlen und Gestalten auch im Medaillenschaffen. Mit „Volkslied der Skulptur“ wählte Alfred Lichtwark, einer ihrer Protagonisten, eine Metapher für Synergien, die die Medaille aus den künstlerischen Gesamtbestrebungen bezog. Fließende Formen, Reduzierung der Miniaturdenkmale auf Alltägliches, auf Gefühle und Stimmungen, kennzeichnen die neue Auffassung von der Medaille als einem „sinnlichen“ Relief. Durch Vermeidung harter Konturen selbst bei der seriell produzierten Prägemedaille und mittels kunstvoller Patinierungen wurde der ästhetische und haptische Reiz der neuartigen Kleinreliefs verstärkt. Vorreiter waren die fast ausschließlich in Paris bzw. Wien ansässigen französischen und österreichischen Medailleure. In Deutschland waren die Bildhauerzentren Berlin und München zwar auch im Medaillenschaffen dominierend, aber die alten Reichs- und Residenzstädte mit ihren Münzstätten und privaten Prägebetrieben sorgten gleichermaßen für stilistische und technische Innovation.