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Das Berliner Exemplar weist einen durchgehenden Einschlag auf. - Auf der Vorderseite der Medaille finden wir das bärtige und barhäuptige Brustbild des Sebastian Kurz mit langem Haar nach rechts. Porträt und Umschrift sind umgeben von einem breiten gebundenen, erhabenen Blätterkranz aus Lorbeer. Auf der Rückseite steht die nackte Fortuna auf einer Kugel über dem Meere, mit den Händen ein Segel empor haltend. Links unten am Rand der Wappenschild des Dargestellten und rechts der Helm mit dem aufsteigenden Bock. Auf dem Segel die Jahreszahl 1536. Das Bild der Fortuna war auf Münzen und Medaillen des 16. Jahrhunderts weit verbreitet. Vielfach stand die Fortuna als Mahnung, sich nicht auf die Beständigkeit des Glückes und die Wetterwendigkeit (schwellendes Segel, rollende Kugel und Rückenansicht) der Fortuna zu verlassen, sondern selbst Fürsorge zu treffen und auf Vergebung durch Gott und seine Leitung zu vertrauen (Psalm 25). Die Darstellung der Glücksgöttin findet sich beispielsweise auf Gedenkprägungen von Mecklenburg-Schwerin (1612), Schleswig-Holstein (1623), der Welfenherrscher oder österreichischen Raitpfennigen (1569). - Anlass der Medaillenfertigung dürfte die Erhebung des Vaters und der Onkel Simon und Heinrich in den rittermäßigen Adelsstand sein. In diesem Zusammenhang wird Kurz als 'hoffärtig' und 'eitel' beschrieben. Sein Porträt drückt starkes Mode- und Selbstbewusstsein, Weltgewandtheit und Überlegenheit aus. Nach der Medailleninschrift ist Sebastian Kurz wahrscheinlich im Jahre 1508 oder 1509 geboren worden. Er war der bedeutendste Repräsentant (Faktor) der Fugger. In dieser Vertrauensstellung hielt er sich 1527 in Spanien und um 1530 in Yukatan auf. Danach lebte er im Umfeld des Kaisers. In den Jahren 1536-38 war er in Bergbauangelegenheiten in Schlesien, der Ungarn, Spanien und Kalabrien tätig. Auf dem Regensburger Reichstag verhandelte er über Kredite und Kupferlieferungen. Die Angelegenheiten der Fugger vertrat er 1542 in Neapel, 1543 in Augsburg, Nürnberg und Ungarn, 1544 in Speyer, 1545 in Spanien und auf dem Reichstag in Regensburg 1546. 1552 reiste er mit Fugger im Gefolge des Kaisers nach Kärnten. 1554-1559 leitete er die Faktorei in Schwaz. 1551 erwarb er die Burg Senftenau bei Lindau am Bodensee und nannte sich seitdem Kurz von Senftenau. 1568 verstarb der Diplomat und Kaufmann in Lindau. Er war der Großvater des bedeutenden Staatsmannes Ferdinand Sigmund Graf Kurz von Senftenau.
Medaillen der Renaissance
Die Kreation des Mediums Medaille ist eng mit dem diesseitsorientierten Wirken selbstbewusster Persönlichkeiten in der Renaissance verbunden. Sie entstand im 15. Jh. in Italien. Der als Frescomaler bekannte Antonio Pisano war ihr erster Meister. Er schuf seine zweiseitigen Medaillenreliefs seit den 1430er Jahren. Andere - zumeist Bildhauer oder Maler wie Pisano - folgten fast zeitgleich. Weiche Konturen und malerisch wirkende Übergänge zwischen Relief und Grund sind der vorzugsweise gegossenen Medaille eigen. Ein halbes Jahrhundert nach ihrer ersten Blüte in Oberitalien setzte sich diese Kunstform auch nördlich der Alpen durch. Sie ist das Werk von Holzschnitzern, Steinschneidern, Goldschmieden und Bildhauern, die sich besonders in Süddeutschland um Augsburg (Hans Schwarz) und Nürnberg (Matthes Gebel) auf die Medaille spezialisierten. Im Unterschied zu den italienischen Vorbildern fällt hier eine technisch subtile Detailtreue mit isoliert auf den Grund gesetzten Bildnissilhouetten auf.