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Bei dieser Münze könnte es sich um das Erzeugnis einer zeitgenössischen Heckenmünzstätte handeln. Auffällig ist die völlig untypische Vorderseitenumschrift, welche in dieser Form auf keiner anderen Münze Simons VII. zu finden ist. Während dieses Stück bei Ertel unkommentiert bleibt, führen Ihl - Schwede es nicht in ihrem Katalog. Die Herkunft der dort aufgelisteten 3 Kreuzer-Stücke des Jahrgangs 1620 aus der offiziellen lippischen Münzstätte bestreiten sie dort bzw. stellen diese in Frage [H. Ihl - A. Schwede, Das Münzwesen der Grafen und Fürsten zur Lippe 1528-1913 II (2016) 181-183]. Die dort geführten Münzen stimmen mit der vorliegenden aber weder in Schrift noch im Münzbild überein. Ebenfalls bemerkenswert ist allerdings auch die auffallend hohe Qualität des Stempelschnitts, die eher auf einen professionellen Stempelschneider hindeutet.
Münzen der Kipperzeit
Seit etwa 1610 kam es in Deutschland zu einer schleichenden Münzverschlechterung, die in den Jahren 1619 bis 1622 ihren Höhepunkt erreichte. Dabei wurden die guthaltigeren und schweren Münzen aus dem Geldverkehr 'ausgekippt', umgeprägt und mit geringerem Gewicht wieder in den Verkehr gebracht. Die Jahre 1619-1622 werden daher als Zeit der Kipper und Wipper bzw. erste Kipperzeit bezeichnet. Hauptsächliche Kippermünzsorten sind Groschen (1/24 Taler), Doppelschilling (1/16 Taler) und Zwölfkreuzer- / Viergroschenstücke (1/6 Taler, 'Schreckenberger'). Der Taler wurde - mit Ausnahme Sachsens - allgemein aus der Münzverschlechterung herausgehalten. Ab 1623 wurden die Kippermünzen verboten und eingeschmolzen. In Norddeutschland sind die besseren Doppelschillinge mit Gegenstempeln (Kontermarken) versehen und übergangsweise abgewertet im Verkehr geblieben. Für Pfennigmünzen ist in der Kipperzeit erstmals in größerem Umfang Kupfer als Münzmetall verwendet worden.