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Unklares Kontrollzeichen, da dezentriert ausgeprägt. - Mit den Kontrollbuchstaben ist auf der vorliegenden Emission eine Besonderheit verbunden: Ermittelt man alle vorkommenden und setzt sie in der richtigen Reihenfolge zusammen, ergeben sie den Namen des Münzmeisters, 'L CASSI'. - Der Vestakopf der Vorderseite erinnert an einen vom Urgroßvater des Münzmeisters geleiteten Prozess gegen drei unkeusche Vestalinnen. Die Vestalinnen waren zunächst einer Verurteilung entgangen, doch dann wurde der Prozess neu aufgerollt. Zu diesem Zweck wurde der für seine moralische Strenge bekannte L. Cassius Longinus Ravilla 113 v. Chr. zum Richter (Quaesitor) bestellt. Er setzte eine Verurteilung durch. Der Cululllus gehört zum Tempelgeschirr und ist der Vesta daher als Attribut beigegeben. Nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass auch die Rückseite auf den Prozess des Ravilla Bezug nimmt. Der Buchstabe V auf dem Täfelchen der Rückseitenszene zeigt zunächst einmal nur an, dass der Wähler mit der Formel 'Uti rogas' - 'so, wie Du vorschlägst' einer Gesetzesvorlage zustimmt. Bei dieser Vorlage dürfte es sich nach der Argumentation von Wilhelm Hollstein jedoch um nichts anderes als die Rogatio Peducaea gehandelt haben, also jene heimliche Abstimmung, durch die Ravilla zum Richter bestellt wurde und die die Basis seines Handelns für Sitte und Moral war.
Rom nach Einführung der Denarprägung
Mit dem Denar, der bis weit in die römische Kaiserzeit hinein für fast 500 Jahre Hauptnominal bleiben sollte, schufen die Römer eine eigenständige Silbermünze. Der Zeitpunkt seiner erstmaligen Ausprägung ist in der numismatischen Forschung viel diskutiert und auch heute noch immer nicht gänzlich gesichert. Besonders die Ausgrabungen im antiken Morgantina auf Sizilien engen die Einführung des Denars in die Jahre zwischen 215 und 211 v. Chr. inmitten des Krieges gegen Hannibal ein. Die Münzbilder der römischen Republik sind wichtige ikonographische Zeugnisse der führenden Familien Roms in jener Zeit. Beschränkt sich zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. das Bildspektrum auf wenige Typen, so gewinnt es im Laufe des 1. Jahrhunderts v. Chr. immer mehr an Bedeutung als Medium des spätrepublikanischen Legitimationsdiskurses. In den Auseinandersetzungen zwischen den Caesaranhängern und -gegnern und schließlich zwischen M. Antonius und Octavianus erwiesen sich die Münzen als wirkungsvolles Propagandamittel.