Further information
Eine schriftliche Quelle aus dem Jahre 1427 erwähnt, dass ein Herzog von Braunschweig in der Nähe von Reckheim unterwertige Goldgulden schlagen lasse (P. Joseph, Goldmünzen des XIV. und XV. Jahrhunderts, Disibodenberger Fund (1882) 168). Ein Exemplar dieser Goldgulden ist zuerst 1864 bekannt gemacht worden. Der Münzherr ist aufgrund der undeutlichen Umschrift zunächst 1864 mit Friedrich II. (1445-1478) angenommen und dann 1878 auf Bernhard I. korrigiert worden. Neben diesem vermutlich einzigen, hier vorliegenden Stück hat ein bedeutender niederländischer Goldmünzenfund 2003 fünf weitere Exemplare zu Tage gebracht. Eines davon zeigt die deutliche Umschrift 'Dux Bernhard Brunswich'. Warum bzw. auf welcher Rechtsgrundlage Herzog Bernhard in oder bei Reckheim hat Goldgulden schlagen lassen, ist ungeklärt. Seine Prägungen ahmen Goldgulden Arnolds von Geldern (1423-1471) nach, die ihrerseits wiederum auf das Vorbild der rheinischen Goldgulden nach dem Vertrag von 1399 zurückgehen und im gleichen Typ auch andernorts im rheinischen und niederländischen Raum nachgeahmt wurden (Holland, Moers). Für die Stempel mit der entstellten Umschrift 'BRIIOLD' ist auch eine Falschmünzerwerkstatt in Reckheim angenommen worden.
Herzöge, Grafen, Fürsten
Das ursprünglich nur dem König bzw. Kaiser zustehende Münzrecht ist seit dem 10. Jh. in Deutschland und Frankreich auch auf den weltlichen Adel übergegangen, teils durch königliche Delegation, teils infolge der Schwäche des Königtums durch Usurpation und Gewohnheitsrecht. Während in Frankreich die Münzprägung des Adels durch das Königtum im Laufe der Zeit zurückgedrängt und am Ende des Mittelalters ganz aufhörte, ist sie im Gebiet des Deutschen Reiches zu einem festen Bestandteil des Münzwesens geworden und im 13. Jh. durch das Königtum auch formal sanktioniert worden.
Die Niederlande im Spätmittelalter
Das Münzwesen der Niederlande bietet im Spätmittelalter auf vergleichsweise kleinem Raum eine außerordentliche Vielfalt. Wichtigste Münzproduzenten sind die Grafschaften Flandern, Hennegau, Holland, Geldern, Luxemburg sowie die Bistümer Utrecht und Lüttich. Die niederländischen Pfennige waren im Laufe der Zeit besonders klein und leicht geworden, so dass der englische Sterling, der 4 flämische Pfennige galt, zum Vorbild der ersten niederländischen Groschen wurde. Ab 1269 sind Groschen im Wert von zwei Sterlingen (Baudekins), ab Ende des 13. Jhs. Turnosengroschen gemünzt worden. Ab 1434 wurden in den burgundischen Niederlanden (Flandern, Brabant, Hennegau, Holland) bild- und wertgleiche Münzen ausgegeben. Die seit den 1330er Jahren in den Niederlanden geprägten Goldmünzen folgen teils dem deutschen Goldgulden, teils französischen Vorbildern. Herausragend ist die Reihe der flandrischen Goldmünzen des 14. Jhs.