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Guss, zweiseitig. - Der mit dieser Medaille ausgezeichnete spätere Maler und Grafiker Ernst Böhm (1890-1963) war von 1908-1913 Schüler der Unterrichtsanstalt, danach dort Assistent. 1920 erhielt Böhm eine Professur und war bis zu seiner Entlassung 1937 Leiter der Abteilung angewandte Kunst der VSS. Verheiratet mit einer Jüdin, konnte er mit einer Sondergenehmigung freiberuflich arbeiten. 1945 erhielt Böhm erneut eine Professur an der Hochschule für bildende Künste Berlin und war nach dem Tode Karl Hofers 1955-56 kommissarischer Rektor. 1958 wurde er emeritiert. - Weitere Entwürfe zu Preismedaillen stammten von den Bildhauerschülern August Dräger (zweiter 1. Preis) und Arthur Helbig (lobende Erwähnung). Quelle: Jahresbericht 1910/11 der UA.
Jugendstil
Um 1900 wurde die Medaille von einer inhaltlichen und formalen Erstarrung befreit, die sie im Laufe des 19. Jh. in ihren künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt hatte. Prägeeffekte mit einem matt glänzenden Relief auf „polierter Platte“ hatten die Vorstellung von einem anscheinend „ewigen“ Medaillenstil verfestigt. Art Nouveau, Sezession und Jugendstil sind Bezeichnungen für neues Fühlen und Gestalten auch im Medaillenschaffen. Mit „Volkslied der Skulptur“ wählte Alfred Lichtwark, einer ihrer Protagonisten, eine Metapher für Synergien, die die Medaille aus den künstlerischen Gesamtbestrebungen bezog. Fließende Formen, Reduzierung der Miniaturdenkmale auf Alltägliches, auf Gefühle und Stimmungen, kennzeichnen die neue Auffassung von der Medaille als einem „sinnlichen“ Relief. Durch Vermeidung harter Konturen selbst bei der seriell produzierten Prägemedaille und mittels kunstvoller Patinierungen wurde der ästhetische und haptische Reiz der neuartigen Kleinreliefs verstärkt. Vorreiter waren die fast ausschließlich in Paris bzw. Wien ansässigen französischen und österreichischen Medailleure. In Deutschland waren die Bildhauerzentren Berlin und München zwar auch im Medaillenschaffen dominierend, aber die alten Reichs- und Residenzstädte mit ihren Münzstätten und privaten Prägebetrieben sorgten gleichermaßen für stilistische und technische Innovation.