Körperschaft |
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Name |
Stadt Schneidemühl |
„Von der Regierung in Schneidemühl aus jüdischem Besitz“ an das Münzkabinett Berlin im Jahre 1942 überwiesen. Vorgang Acc. 1942/78-91 bis auf eine Ausnahme antike Münzen und Fälschungen, Acc. 1942/108-189 Münzen und Medaillen meist des 19. und 20. Jhs. Von den ursprünglich 100 Objekten sind heute noch 70 nachzuweisen (sämtliche vorhandenen Exemplare sind im IKMK online einsehbar). Der gesamte Vorgang ist seit 1992 den zuständigen Behörden gemeldet. Auch die Jewish Claims Conference ist seinerzeit informiert worden. Seit 2010 liegt mit damaligem Sachstand ein Beschluss des Bundesamtes für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) [früher Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen (BARoV)] zum Verbleib der Objekte an jetzigen Orte vor. Die Recherche im Zentralarchiv der Staatlichen Museen verweist im Postjournal (F 389/1942) auf einen entsprechenden Brief des (namentlich nicht bezeichneten) Bürgermeisters von Schneidemühl vom 21. Mai 1942, der an das Münzkabinett weitergereicht wurde. Eventuell existierte auch ein zweiter Brief vom 29. August 1942 (Absendedatum oder Eingangsdatum). Die Vermerkzeile des Postjournals nennt als Betreff „Münzsammlung von verstorb.[enen] Jud.[en] Samuelsohn u.[nd] Reinhold“. Beide Personen konnten anhand der im Münzkabinett befindlichen Korrespondenz namentlich identifiziert werden als die [spätestens 1942] verstorbenen Charlotta Samuelsohn und Margarete Reinhold, geb. Samuelsohn, (Brief des Oberbürgermeisters vom 21. Mai 1942 und 25. August 1942). Eine sichere Zuordnung innerhalb dieses Münzbestandes an den jeweiligen früheren Eigentümer ist nicht möglich. Diese Münzsammlung und eine weitere „des Juden Normann“ (der [Nach-] Name erscheint lediglich in den Empfangsschreiben des Oberbürgermeisters vom 7. und 15. September 1942 nach Erhalt der Rücksendung aus Berlin) wurden dem Münzkabinett zur Durchsicht und kostenfreien Entnahme vorgelegt und dabei mitgeteilt, dass die Münzsammlung zum Aufbau einer heimatkundlichen Ausstellung in Schneidemühl bestimmt seien. Beide Sammlungen wurden dann im September 1942 nach Entnahme einer Auswahl an den Oberbürgermeister zurückgeschickt. Möglicherweise sind die antiken Münzen von den modernen Geprägen als Teile zweier Sammlungen zu trennen. Da der Vorgang F 389/1942 mit den Namen Samuelsohn und Reinhold verbunden ist und möglicherweise mit den Erwerbungsnummern Acc. 1942/78-91 korrespondiert, wäre dieser kleine, vor allem antike Teil Charlotta Samuelsohn und Margarete Reinhold, geb. Samuelsohn, zuzuordnen; die modernen Gepräge des 19. und 20 Jhs. (Acc. 1942/108-189) dann im Ausschluss dem Herrn Normann. Sicherheit über diese inhaltliche Trennung und die Zuordnung der einzelnen Objekte unter den hier genannten zwei Personengruppen besteht aber nicht, da die Eintragung im Erwerbungsbuch lediglich die grobe chronologische Folge der Eintragung nach Art der Objekte widergibt und somit beide Quellen hier möglicherweise miteinander vermischt gelistet wurden. Die drei hier genannten Personen erscheinen nicht in der Liste der im Holocaust ermordeten, nach der Deportation 1940 verstorbenen sowie in die Emigration gezwungenen Personen und auch nicht unter den bekannten neun Überlebenden aus Schneidemühl nach Simonstein Cullmann (2006) 176-244 (Ermordete/Verstorbene). 244-260 (Emigrierte). 261-263 (Überlebende). Auch der 114 Personen (rund 400 Personen waren zuvor emigriert) umfassende Zensus vom 17. Mai 1939 nennt diese drei Personen nicht (ebd. 345-358). Mindestens die Sammlung mit dem neuzeitlichen Münzanteil (vielleicht beide) war vom Regierungspräsidenten des Regierungsbezirkes der Grenzmark Posen-Westpreußen laut seinem Schreiben an den Direktor der Staatlichen Museen vom 4. Mai 1942 mittels Verfügung vom 29. Mai 1941 „aus jüdischem Besitz“ eingezogen worden. Der Fall Schneidemühl (in der preußischen Provinz Posen, heute Piła in Polen) stellt ein frühes Beispiel für die Verhaftung, spätere Deportation und Enteignung der jüdischen Bevölkerung (auf Reichsgebiet) schon im Februar 1940 dar. Lit.: Peter Simonstein Cullman, History of the Jewish Community of Schneidemühl: 1641 to the Holocaust (2006); K. Dahmen, Von Weimar zur Diktatur. Das Direktorat Kurt Reglings (1921-1935) und Arthur Suhles kommissarische Leitung (bis 1945) in: B. Weisser (Hrsg.), Münzkabinett. Menschen Münzen Medaillen. Das Kabinett 17 (2020) 111 f. 117-120 (zum Erwerbungsvorgang mit Stückliste). [Stand 19.04.2020, K. Dahmen] |
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Typen |
Veräußerer (an Museum) |
Permalink |
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erstellt |
10.05.2024 |
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