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Die Bildhauerin Evelyn Hartnick-Geismeier (1931-2017)

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Nachruf auf die Bildhauerin Evelyn Hartnick-Geismeier

Eine der intensiven Begegnungen mit Evelyn Hartnick-Geismeier fand vor einigen Jahren statt, als sie den Berliner Medailleurskreis in ihr Atelier in Pankow einlud. Sie las uns aus den Briefen vor, die sie zwischen 1949 und Anfang 1953 als junge Frau an ihren Freund und späteren Ehemann nach Hamburg geschrieben hatte. Die Briefe, die inzwischen veröffentlicht sind, zeigen ihre künstlerische Hingabe, die es ihr verbot, dem Freund nach Hamburg zu folgen: „In Hamburg würde ich glatt zu Grunde gehen. Womit sollte ich denn Geld verdienen? Eine Gebrauchsgraphikerin würde nie aus mir werden und Kunstfotografin möchte ich auch nicht sein. Nein, ich bleibe hier.“ Diese Klarheit und Entschiedenheit, ihren Weg unter Überwindung aller Hindernisse zu gehen, führte sie an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee und dort in die Bildhauerklasse von Heinrich Drake. Es lässt sich aus den Briefen nur erahnen, gegen welche Widerstände eine Frau in jenen Jahren in diesem Studium zu kämpfen hatte. Seit ihrem Diplom 1956 war die Bildhauerin in Berlin selbstständig tätig und lebte dort in Pankow.
Seit 1977 gestaltete Evelyn Hartnick, wie ihr Künstlername ist, Medaillen und Münzen. Der Schritt vom Relief, in dem sie schon lange arbeitete (etwa das Relief ‚Pharmakologie und Toxikologie‘ von 1957-1959), zur Gussmedaille mit den diesen Objekten innewohnenden Gesetzmäßigkeiten war für sie relativ klein. Die Gussmedaille wurde von Evelyn Hartnick in klassischer Manier für Porträts genutzt, aber auch für Stellungnahmen zum Zeitgeschehen. Seit vielen Jahren gehörte sie dem Kreis der Berliner Medailleure an. Als inspirierend empfand sie die regelmäßigen Treffen mit Marianne Dietz, Sonja Eschefeld, Wilfried Fitzenreiter, Christian Hoepfner, Andreas A. Jähnig, Anna Franziska Schwarzbach und Heidi Wagner-Kerkhof. Mehrfach nahm sie an Editionen des Künstlerkreises teil. 1993 beteiligte sie sich am dem Thema ‚Kunstgeld – Geldkunst‚ 1994 an ‚Balance halten’ und 1995 an ‚1945-1995 - 50 Jahre Frieden?’. Etwas anders ist die Welt der Prägemedaille. Hier steht meist die Umsetzung von Vorstellungen der staatlichen oder privaten Auftraggeber im Vordergrund. Die Herstellung der Gipsmodelle erfordert millimetergenaue präzise Arbeit, die geringe zur Verfügung stehende Reliefhöhe für die Gestaltung muss genau eingehalten werden. Ihre Fähigkeiten zu dieser genauen Arbeit führten zu zahlreichen Aufträgen für die Staatliche Münze Berlin. Hervorzuheben ist ihre Gedenkmünze auf Max Planck im Jahr 1983. Durch die leichte Schüsselform des Münzschrötlings stand Evelyn Hartnick-Geismeier Relieftiefe für ihr Porträt zur Verfügung, die sie geschickt für einen plastischen Porträtkopf nutzte.
Im Werk von Evelyn Hartnick scheinen immer wieder biographische Bezüge auf. Zu den Personen, die Evelyn Hartnick wichtig waren, gehörte Käthe Kollwitz, bei der ihr Vater 1921/22 studierte, während Elisabeth Voigt als Kollwitzschülerin ihre eigene Lehrerin war. Den Maler Otto Nagel lernte sie selbst noch als Studentin kennen. In einem drei Meter großen Relief-Zyklus (1974/76) stellte sie unter anderem Otto Nagel mit Heinrich Zille und Käthe Kollwitz zusammen und wies so auf die Gemeinsamkeiten aller drei sozialkritischen Künstler hin. An dem Porträt von Otto Nagel blieb sie interessiert. 1997 schuf sie unter Verwendung von dessen Totenmaske eine Plakette, mit der sie auch auf die Brüche in Leben und Werk hinwies. Die beiden Medaillen auf Käthe Kollwitz und Otto Nagel gehören zu den herausragenden Arbeiten von Evelyn Hartnick-Geismeier.
Bis Mai 2017 waren verschiedene ihrer Arbeiten in einer Sonderausstellung im Bode-Museum zu sehen. Am 24. August 2017 hat das intensive, reiche und erfüllte Leben von Evelyn Hartnick-Geismeier geendet. Ihr Medaillenwerk wird dauerhaft im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrt und bietet ein eindrückliches Zeugnis vom Schaffen dieser Künstlerin.