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Der Augurenstab hinter dem Porträt der Vorderseite ist zwar ein Priestergerät, kann aber auch auf das Imperium des Princeps hinweisen. Die Rückseite zeigt Augustus im Habitus des Opfernden. Kaum erkennbar - und bislang von der Forschung übersehen - wurde der Krummstab in der Hand des Augustus (Küter 2014). Vor der Brust gehalten, ist er überaus schlecht erkennbar. Vermutlich wurde der Lituus in den bereits fertigen Stempel eingeschnitten. Innerhalb des Prägejahres 13 v. Chr. wäre ein denkbarer Anlass für solch eine kurzfristige Änderung der vermutete Tod des M. Aemilius Lepidus. Lepidus war seit 44 v. Chr. Pontifex Maximus, lebte jedoch in der Verbannung. Lepidus war der Grund, warum Augustus die (auf Lebenszeit verliehene) Würde eines Oberpriesters nicht besaß. Mit dessen Tod wurde der Weg für Augustus frei, um die langersehnte Würde zuerkannt zu bekommen. Die 'Extraportion Pietas', die dem Bild durch den Augurenstab zukommt, könnte eine entsprechende Erwartungshaltung ausdrücken, dass nunmehr Augustus auch auf sakralem Gebiet führend sein werde. Da von dem vorliegenden Münztyp deutlich mehr Exemplare vorliegen, auf denen der Lituus vorhanden ist, als solche, auf denen er fehlt, ist davon auszugehen, dass der Typ mit Krummstab und Simpuvium den Normaltypus vertritt. Die Münze ist mithin als RIC I² Nr. 398 anzusprechen, während die Augustusdarstellung ohne Krummstab als Variante zu bezeichnen ist.
Augustus
Als Gaius Iulius Caesar, der Octavianus genannte Adoptivsohn Caesars, 31 bzw. 30 v. Chr. erst bei Actium und anschließend in Alexandria aus den Bürgerkriegen der späten Republik als Sieger hervorging und die alleinige Macht im Römischen Reich errungen hatte, ordnete er das römische Münzwesen neu. Goldmünzen, zuvor nur in Krisensituationen verwendet, wurden zum festen Bestandteil der nunmehr trimetallischen Währung (Gold, Silber, Bronze). Das neue Herrschaftssystem erforderte neue Bilder, mit denen sich der Herrscher präsentierte. Einen weiteren Einschnitt bildete die Ernennung des Prinzeps zum ‚Augustus’, was „der Erhabene“ bedeutet. Bis zu seinem Tod im Jahre 14 n. Chr. blieben ihm 41 Jahre, um das neue Herrschaftssystem zu etablieren. Gerade zu Beginn des neuen Herrschaftssystems, des Prinzipates, findet sich noch eine Vielzahl von ikonographischen Versuchen, die reizvolle und zum Teil schwer zu interpretierende Zeugnisse einer Übergangszeit sind.