Weitere Informationen
Die Identifizierung des Vorderseitenportäts ist umstritten. Der Ziegenfisch deutet auf Augustus hin, doch ist diese Verbindung nicht zwingend. In Frage kommen aufgrund der Ansprache als „neuer Gott" nämlich der vergöttlichte Caesar, Augustus, Gaius Caesar (Caligula) oder Claudius. Für Letztgenannten sprechen der gesamte Stil der Münze, da sowohl der Portrait- als auch der Legendencharakter deutlich einem kyzikenischen Münztyp mit Portrait des Britannicus sowie der Octavia und Antonia (RPC I 2248) entsprechen. Vgl. die Diskussion im RPC I 382. Überhaupt ermöglicht das Porträt anhand physiognomischer Gesichtspunkte die im RPC favorisierte Bestimmung als Claudius. Jodin (1999) weist das Porträt anhand eines typengleiches Exemplars der Kollektion Lindgren (Nr. 240) unter Vorbehalt Caligula zu.
Griechische Münzen in der Römischen Kaiserzeit
Als der Adoptivsohn Caesars, genannt Octavianus, im Jahre 27 v. Chr. zum Augustus erhoben wurde, merkten die griechischen Bewohner des Römischen Reiches, dass die Bürgerkriege der späten Republik vorbei waren. Das neue System des Prinzipates versprach Frieden und eindeutige Ansprechpartner in Rom, die die städtischen Honoratioren in das Herrschaftssystem einbanden. Die Städte begannen wieder zu prosperieren. Die nun hergestellten städtischen Münzen bestanden überwiegend aus Bronze. Sie sind Zeugnisse des Selbstverständnisses der Städte und deren Verhältnis zum römischen Kaiserhaus. Die Vorderseiten trugen nun anstatt von Götterbildern überwiegend die Porträts von Angehörigen des Kaiserhauses. Auch die Rückseiten konnten in Bezug auf Rom gestaltet sein. Einen größeren Umfang nahmen hier jedoch Bilder in unmittelbarem Bezug auf die Stadt selbst ein. Am häufigsten waren Darstellungen der städtischen Gottheiten, ihrer Begleiter und Attribute. Die Münzen sangen ein Städtelob mit Strophen auf das ehrwürdige Alter und die Zugehörigkeit zur griechischen Koiné. Sie zeigen die lokalen Heroen und Mythen. Der Schmuck der Stadt mit Architektur und berühmten Skulpturen ist auf den Münzen zu sehen. Homer, Herodot und andere Vorfahren (‚viri illustres’) trugen zum Ruhm der Stadt bei. Mit Stolz präsentiert man die Festspiele und die Ehrentitel der Stadt, um die man mit anderen Städten konkurrierte. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, so dass es zunehmend unattraktiv wurde, eigenes Geld zu produzieren. In der Regierungszeit des Tacitus (275/276 n. Chr.) gaben auch die letzten Prägeorte die Herstellung städtischen Geldes auf. In Alexandria dagegen endet die reguläre Münzprägung 295/296 bzw. mit dem Usurpator Domitius Domitianus 297/298 n. Chr.