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Beitrag zur Ausstellung und Edition MUSE MACHT MONETEN. - Andreas A. Jähnig beleuchtet auf den zwei Seiten seiner Medaille das Wesen der Muse. Entsprechend der gängigen Vorstellung ist sie als junge weibliche Figur dargestellt. Essentiell ist jedoch ihre transzendente Körperlichkeit, die sich in ihrer Übergröße, in ihrer Visualisierung als 'Erscheinung' und ihrem variierenden Erscheinungsbild manifestiert. Es ist ihr Wirken, das im Vordergrund steht, nicht ihre Schönheit. Der Künstler charakterisiert sie als den schöpferischen Moment und die Inspiration für Kreativität. Sie offenbart sich nur dem, der sich ihr öffnet; von allen anderen wendet sie sich ab. Dies wird deutlich auf der Vorderseite: Gleichsam 'Auge in Auge' stehen sich Muse und Maler gegenüber, und man meint den Funken beinahe zu spüren, der den Maler im nächsten Moment dazu bewegen wird, sich umzudrehen und die noch vollkommen leere Staffelei nun mit einem Gemälde zu füllen. Auf der Rückseite macht die Muse das genaue Gegenteil: sie tritt nicht in einen schöpferischen Akt, sondern verschließt ihre Augen vor dem, was sie sieht. Ihr Gesicht erscheint nicht mehr plastisch modelliert, mit vollen Lippen und löwenmähnenartigen Haaren, sondern nur mehr als bloße Stichskizze. Der schmale Mund ist zu einer verschlossenen Linie reduziert und die ehemals springenden Haarlocken fallen nun in kraftlosen Strähnen herunter. Wohl blicken die Banker am Tisch die Muse an, ihr Blick wird jedoch keineswegs erwidert. Es sind die Finanzhaie der Bankenviertel großer Städte, an denen hier durch Jähnig Kritik geübt wird. Ihnen verweigert sich die Muse, selbst wenn sie ihre Büros mit prestigeträchtigen Meisterwerken behängen.