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Hergestellt bei A. Werner & Söhne (AWES-Münze). - Diese Medaille ist soweit ersichtlich die einzige Reichstags-Medaille, die an die parlamentarische Arbeit anknüpft. Sie thematisiert die Auflösung des Reichstag am 13. Dezember 1906, als eine Mehrheit des Parlaments dem Nachtragshaushalt zum Kolonialetat, mit dem der Krieg gegen die Herero in Deutsch-Südwestafrika finanziert werden sollte, die Zustimmung verweigerte. Dem vorausgegangen waren heftige Auseinandersetzungen zwischen der Reichsregierung und den Fraktionen der SPD und des Zentrums über die Kolonialpolitik. Mit den nach der Auflösung des Parlaments notwendigen Neuwahlen wollte Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow die „nationalen Kräfte“ zu einem „Block“ zusammenschließen, um so zu einer stabilen parlamentarischen Basis für seine Politik zu gelangen. Die alsbald nach der Reichstagsauflösung vom Reichskanzler ausgerufene zentrale Losung der im Zeichen der Kolonialpolitik geführten nationalistischen Wahlkampagne war der „Kampf für Ehr’ und Gut der Nation gegen Sozialdemokraten, Polen, Welfen und Zentrum“. Dieser Geist wurde auf der Rückseite der Medaille mit einer kraftvoll geballten Faust in Szene gesetzt, die einen Vogelschwarm, d. h. die Opposition, vertreibt, um einer neuen Kolonialpolitik, die durch die Strahlen einer hinter dunklen Wolken hervorkommenden Sonne symbolisiert wird, den Weg zu ebnen. Die neue Politik wird auf der Vorderseite der Medaille durch den Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, den ehemaligen Bankier Bernhard Dernburg (1865-1937), repräsentiert, der sich in der Kampagne zu den von August Bebel so genannten „Hottentottenwahlen“ mit dem „Gewicht seiner ganzen Persönlichkeit in den Dienst der Blockparteien“ gestellt hatte.
Medaillen Brandenburg-Preußen 16.-20. Jh.
Bis zum ausgehenden 18. Jh. gedieh die Medaille in Brandenburg-Preußen im Rahmen der höfischen Repräsentation und wurde je nach Bedarf im eigenen Lande gefördert oder importiert. Die dynastische Verbindung mit den fränkischen Linien der Hohenzollern hat in der Renaissance erstrangige künstlerische Leistungen süddeutscher Meister hervorgebracht. Kostbar gefasste Kleinode sind eine Sonderform der Spätrenaissance um 1600. Die Ereignismedaille, allegorisch überhöht, wurde im Barock populär. 1690 erhielt Raimund Faltz die Berufung als Medailleur nach Berlin. Trotz königlichen Desinteresses haben im 18. Jh. international renommierte Medailleure in Berlin gewirkt, wie der Schweizer Hedlinger und dessen Schüler, der Schwede Georgi. Unter Friedrich Wilhelm III. begann Ende des 18. Jh. ein Aufschwung im Medaillenschaffen, der auch unter den nachfolgenden Königen anhielt. Abramson und die Medailleurfamilie Loos, der Österreicher Posch und der Schweizer Brandt waren mit der Königlichen Münze in Berlin verbunden, ebenso wie einheimische Medailleure um Fischer und Pfeuffer. Bei aller Wertschätzung seitens der Regenten wurde der bürgerliche Einfluss durch die enge Verbindung von Kunst, Handwerk und Gewerbe für die weitere künstlerische Entwicklung der Medaille bestimmend.
Berliner Persönlichkeiten zu Beginn des 20. Jh.
Berlin zog in der Wilhelminischen Epoche neben München die meisten Bildhauer im Reich mit repräsentativen Porträtaufträgen an. Die schon um die Jahrhundertwende einsetzende und in der Weimarer Republik sich weiter entfaltende Kraft der zunehmend bildhauermäßig empfundenen Medaille lässt sich gut an Bildnisdarstellungen ablesen. Adolf von Hildebrand porträtierte neben dem Kaiser auch den Museumsmann Wilhelm von Bode. Der größte Mäzen der Berliner Museen, James Simon, der Althistoriker Theodor Mommsen, der Maler und spätere Akademiepräsident Max Liebermann sind nur einige Namen, die für die geistige Elite der bürgerlich dominierten Medaille stehen. In der Weimarer Republik ist es der namhafte Berliner Bildhauer Georg Kolbe, dessen gegossene Bildnismedaillen eine herausragende künstlerische Qualität besitzen.