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Die Darstellungsweise des Phönix der Münze ähnelt stark der Prägung für den Divus Traianus unter Hadrian (RIC II, Part 3 (second edition) Hadrian 2454-2455) und folgt zugleich der ägyptischen Tradition: Er besitzt die Gestalt eines Schreitvogels (Reihers) mit langen Beinen, einem langen Hals und zwei Federn am Hinterkopf. Die Ägypter stellten den Phönix jedoch ohne einen Nimbus dar. Der Nimbus an sich ist ab dem 9. Jh. v. Chr. auf neubabylonischen Rollsiegeln nachgewiesen und umgibt dort Götter, Dämonen, Gebäude und Kultobjekte und wird als furchterregend und mächtig beschrieben. In der griechischen Welt ist der Nimbus in Form eines Strahlenkranzes zunächst Helios vorbehalten. In ptolemäischer Zeit erscheint er bereits beim Phönix und Chnum. Ab der Kaiserzeit wird er auf alle göttlichen/heroischen Wesen als Zeichen von göttlicher Macht und Autorität sowie einer leuchtenden und glänzenden Erscheinung übertragen. Allerdings ist der goldene bzw. gelbe und mit Strahlen besetzte Nimbus solaren und astralen Gottheiten vorbehalten.
Eine ältere Serie (RPC IV-4 Nr. 29-34) dieser Münze besitzt neben AI-ΩN die Jahresangabe „B“ (Jahr 2). In diesem Jahr (138/139 n. Chr.) begann eine neue Sothisperiode, wie Censorinus berichtet (Cens. 21, 10). Der gleichzeitige Aufgang des Sterns Sirius (=Sothis) mit der Sonne war für die Ägypter das Zeichen für die beginnende Nilschwemme. Da der ägyptische Kalender kein Schaltjahr kannte, liefen kalendarischer Neujahrstag und Aufgang des Sirius zunehmend auseinander. Das erneute Zusammentreffen beider bildete den Abschluss einer Sothisperiode und wurde besonders gefeiert. So lässt sich das Wort AIΩN, das übersetzt eine lange Zeit, ein Zeitalter oder eine Lebenszeit bedeutet, direkt auf die neue Sothisperiode beziehen, die in jenem Jahr anbrach. Der Phoenix wiederum verkörpert das neue Zeitalter symbolisch und steht zugleich für ewigen Fortbestand und Erneuerung (sicherlich auch im Sinne eines neuen guten Zeitalters unter der Herrschaft des Antoninus Pius). Eine Verbindung der Sothisperiode und Phönix ist erst aus dieser Zeit bekannt ist. Unser Stück trägt die Jahresangabe Ϛ (Jahr 6). Ulrich Luft (Studien zur Altägyptischen Kultur 16, 1989, 217-233) führt hierzu an, dass sich der heliakische Aufgang des Sirius alle vier Jahre um einen Tag verschiebt. Möglicherweise war dies der Anlass, vier Jahre später noch einmal an das Ereignis zu erinnern.
Vor Hadrian sind Darstellungen des Phönix nicht bekannt. Nach Antoninus Pius wird das Münzbild erst wieder unter Constans und Constantius II. im 4. Jh. verwendet.
Griechische Münzen in der Römischen Kaiserzeit
Als der Adoptivsohn Caesars, genannt Octavianus, im Jahre 27 v. Chr. zum Augustus erhoben wurde, merkten die griechischen Bewohner des Römischen Reiches, dass die Bürgerkriege der späten Republik vorbei waren. Das neue System des Prinzipates versprach Frieden und eindeutige Ansprechpartner in Rom, die die städtischen Honoratioren in das Herrschaftssystem einbanden. Die Städte begannen wieder zu prosperieren. Die nun hergestellten städtischen Münzen bestanden überwiegend aus Bronze. Sie sind Zeugnisse des Selbstverständnisses der Städte und deren Verhältnis zum römischen Kaiserhaus. Die Vorderseiten trugen nun anstatt von Götterbildern überwiegend die Porträts von Angehörigen des Kaiserhauses. Auch die Rückseiten konnten in Bezug auf Rom gestaltet sein. Einen größeren Umfang nahmen hier jedoch Bilder in unmittelbarem Bezug auf die Stadt selbst ein. Am häufigsten waren Darstellungen der städtischen Gottheiten, ihrer Begleiter und Attribute. Die Münzen sangen ein Städtelob mit Strophen auf das ehrwürdige Alter und die Zugehörigkeit zur griechischen Koiné. Sie zeigen die lokalen Heroen und Mythen. Der Schmuck der Stadt mit Architektur und berühmten Skulpturen ist auf den Münzen zu sehen. Homer, Herodot und andere Vorfahren (‚viri illustres’) trugen zum Ruhm der Stadt bei. Mit Stolz präsentiert man die Festspiele und die Ehrentitel der Stadt, um die man mit anderen Städten konkurrierte. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, so dass es zunehmend unattraktiv wurde, eigenes Geld zu produzieren. In der Regierungszeit des Tacitus (275/276 n. Chr.) gaben auch die letzten Prägeorte die Herstellung städtischen Geldes auf. In Alexandria dagegen endet die reguläre Münzprägung 295/296 bzw. mit dem Usurpator Domitius Domitianus 297/298 n. Chr.