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Beitrag zur Medaillenedition und Ausstellung MUSE MACHT MONETEN 2016. - Klaus Kowalski thematisiert das zwiespältige Motto der Ausschreibung. Die zentrale Gorgo auf der Vorderseite versinnbildlicht die Macht. Sie hat Athena, das Symbol von Weisheit, Kunst und Handwerk, buchstäblich fest in der Hand. Das Ergebnis dieser Kombination von Macht und Muse sieht man im linken Arm der Gorgo: es ist das Geld. Auch dessen im beständigen Wandel begriffene künstlerische Ausgestaltung, verkörpert durch das wirkmächtige Eulenmotiv der Athener Prägungen im Vordergrund und andere Münzmotive im Hintergrund, ist das Ergebnis dieser Liaison zwischen Macht und Kunst. Gorgo repräsentiert hier also eine positive kulturelle Macht, die Kowalski selbst 'magisch' nennt. In der antiken Mythologie ist Gorgo die Mutter des Flügelpferdes Pegasos, das auch Musenross genannt wurde und eng mit der Dichtkunst verbunden ist. Die Verbindung zur Kunst ist ihr also wesensmäßig zu eigen. Neben der schöpferischen Kraft beinhaltet diese Macht jedoch auch ein furchteinflößendes Element. Gorgo pflegt mit ihrer Magie ihr Gegenüber in den Bann zu ziehen und zu hypnotisieren. So verwandelt sie im antiken Mythos jeden, der ihr direkt in die Augen schaut, in Stein. Auf der Rückseite ist von ihrer Wirkkraft jedoch nichts übrig geblieben. Der Betrachter sieht nicht mehr die lebendige mythische Figur, sondern nur mehr eine körperlose Maske, ein Artefakt. Aus der Gorgo ist ein Gorgoneion geworden. Vorher Subjekt, ist sie nun das Objekt, und zwar das Objekt der Begierde: von verschiedenen Seiten nähern sich ihr Hände, die sie als Kunstobjekt erwerben wollen. Das Machtverhältnis ist pervertiert, und ähnlich ist das Kulturverständnis in eine Schieflage geraten. Stellvertretend für das Profitstreben der Kunsthäuser steht hier das Londoner Auktionshaus Sotheby's, das regelmäßig Rekordgewinne erzielt. Ein Interessent gleicht das angebotene Gorgoneion noch mit der Abbildung im Auktionskatalog ab. Andere bieten bereits verschiedene Beträge an. Kowalski spielt auf seiner Medaille also mit den Koordinaten Muse, Macht und Moneten, indem er die Beziehung, in der sie auf der Vorderseite zueinander stehen, auf der Rückseite umkehrt: Die buchstäbliche Kehrseite der Medaille besteht darin, dass hier die Münzen (einst Kunstprodukt, nun Machtobjekt) das Gorgoneion (einst Machtsubjekt, nun Kunstobjekt) zur Ware degradieren.
Griechische Münzen in der Römischen Kaiserzeit
Als der Adoptivsohn Caesars, genannt Octavianus, im Jahre 27 v. Chr. zum Augustus erhoben wurde, merkten die griechischen Bewohner des Römischen Reiches, dass die Bürgerkriege der späten Republik vorbei waren. Das neue System des Prinzipates versprach Frieden und eindeutige Ansprechpartner in Rom, die die städtischen Honoratioren in das Herrschaftssystem einbanden. Die Städte begannen wieder zu prosperieren. Die nun hergestellten städtischen Münzen bestanden überwiegend aus Bronze. Sie sind Zeugnisse des Selbstverständnisses der Städte und deren Verhältnis zum römischen Kaiserhaus. Die Vorderseiten trugen nun anstatt von Götterbildern überwiegend die Porträts von Angehörigen des Kaiserhauses. Auch die Rückseiten konnten in Bezug auf Rom gestaltet sein. Einen größeren Umfang nahmen hier jedoch Bilder in unmittelbarem Bezug auf die Stadt selbst ein. Am häufigsten waren Darstellungen der städtischen Gottheiten, ihrer Begleiter und Attribute. Die Münzen sangen ein Städtelob mit Strophen auf das ehrwürdige Alter und die Zugehörigkeit zur griechischen Koiné. Sie zeigen die lokalen Heroen und Mythen. Der Schmuck der Stadt mit Architektur und berühmten Skulpturen ist auf den Münzen zu sehen. Homer, Herodot und andere Vorfahren (‚viri illustres’) trugen zum Ruhm der Stadt bei. Mit Stolz präsentiert man die Festspiele und die Ehrentitel der Stadt, um die man mit anderen Städten konkurrierte. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, so dass es zunehmend unattraktiv wurde, eigenes Geld zu produzieren. In der Regierungszeit des Tacitus (275/276 n. Chr.) gaben auch die letzten Prägeorte die Herstellung städtischen Geldes auf. In Alexandria dagegen endet die reguläre Münzprägung 295/296 bzw. mit dem Usurpator Domitius Domitianus 297/298 n. Chr.
Das Zeitalter der Adoptivkaiser
Rom erlebte die Zeit seiner größten territorialen Ausdehnung unter dem Kaiser Traianus (98-117 n. Chr.), der von Nerva (96-98) adoptiert worden war. Traianus adoptierte Hadrianus (117-138 n. Chr.), der zusammen mit seinem von ihm adoptierten Nachfolger Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) die Konsolidierung der Reiches und dessen größte Blüte gewährleistete. Erst Marcus Aurelius (161-180 n. Chr.) wich von dem bewährten System der Adoption wieder ab, als er seinen eigenen Sohn Commodus zum Caesar machte.